Nachhaltigkeit im Einkauf: Wie Sie durch optimierte Beschaffungsprozesse Ihre ESG-Ziele erreichen

Die Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit. Im Zentrum dieser Entwicklung steht der Einkauf, da er maßgeblich den ökologischen und sozialen Fußabdruck eines Unternehmens über die gesamte Lieferkette hinweg bestimmt. Die Integration von ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) in optimierte Beschaffungsprozesse ist der Schlüssel, um gesetzliche Anforderungen (wie das LkSG) zu erfüllen, Risiken zu mindern und langfristige Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Inhaltsverzeichnis
- Die zentrale Rolle des Einkaufs für Ihre ESG-Ziele
- ESG-Kriterien: Mehr als nur Umwelt
- Roadmap: In 6 Schritten zu optimierten, nachhaltigen Beschaffungsprozessen
- Schritt 1: Nachhaltigkeitsziele definieren und verankern
- Schritt 2: Transparenz schaffen und Risiken bewerten
- Schritt 3: Nachhaltigkeitskriterien in die Lieferantenauswahl integrieren
- Schritt 4: Verträge und KPIs anpassen
- Schritt 5: Zusammenarbeit fördern (Supplier Development)
- Schritt 6: Messen, Berichten und stetig optimieren
- Fazit: Nachhaltiger Einkauf als Wettbewerbsvorteil
- FAQ – Häufig gestellte Fragen
1. Die zentrale Rolle des Einkaufs für Ihre ESG-Ziele

Der Einkauf ist das Bindeglied zwischen Ihrem Unternehmen und einem Großteil Ihres CO₂-Fußabdrucks. Studien zeigen, dass oft über zwei Drittel der Emissionen (Scope 3) und erhebliche soziale Risiken in der vor- und nachgelagerten Lieferkette entstehen.
Indem Sie Ihre Beschaffungsprozesse auf Nachhaltigkeit ausrichten – Stichwort Sustainable Procurement – steuern Sie direkt die Einhaltung Ihrer ESG-Ziele. Ein proaktiver, nachhaltiger Einkauf ermöglicht es Ihnen:
- Regulatorische Compliance sicherzustellen (z.B. Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz – LkSG, CSRD).
- Reputationsrisiken und potenzielle Lieferkettenstörungen zu minimieren.
- Innovationspotenziale durch die Zusammenarbeit mit nachhaltigen Lieferanten zu erschließen.
- Investoren und Kunden zu gewinnen, die Wert auf ESG-Performance legen.
2. ESG-Kriterien: Mehr als nur Umwelt
Die Abkürzung ESG steht für drei fundamentale Säulen, die im Einkauf ganzheitlich betrachtet werden müssen:
E: Environmental (Umwelt)
Hier geht es um die Auswirkungen Ihrer Beschaffungsentscheidungen auf die Umwelt. Der Einkauf kann aktiv zur Reduzierung des Product Carbon Footprint (PCF) beitragen.
- Beispiele für Beschaffungsmaßnahmen: Bevorzugung von Lieferanten mit geringerem Energie- und Wasserverbrauch, Beschaffung von Materialien aus Kreislaufwirtschaft (Circular Procurement), Auswahl emissionsarmer Transportwege und Verpackungen.
S: Social (Soziales)
Diese Kriterien umfassen die sozialen Auswirkungen Ihrer Lieferkette, insbesondere im Hinblick auf Menschenrechte und Arbeitsbedingungen.
- Beispiele für Beschaffungsmaßnahmen: Sicherstellung fairer Löhne, Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Einhaltung von Arbeitssicherheitsstandards, Förderung von Diversität und Inklusion in der Lieferantenbasis.
G: Governance (Unternehmensführung)
Die Governance-Kriterien beziehen sich auf die Art und Weise, wie Ihr Unternehmen und Ihre Lieferanten geführt werden, um Transparenz und ethisches Verhalten zu gewährleisten.
- Beispiele für Beschaffungsmaßnahmen: Compliance-Prüfungen, Anti-Korruptionsrichtlinien, transparente Reporting-Strukturen, risikobasiertes Lieferantenmonitoring.
3. Roadmap: In 6 Schritten zu optimierten, nachhaltigen Beschaffungsprozessen
Die Umstellung auf nachhaltige Beschaffung ist ein Transformationsprozess, der eine klare Strategie erfordert.
Schritt 1: Nachhaltigkeitsziele definieren und verankern
- Abstimmung: Gleichen Sie Ihre unternehmensweiten ESG-Ziele (z.B. CO₂-Neutralität bis 2030) mit der Einkaufsstrategie ab.
- Priorisierung: Fokussieren Sie sich auf die Warengruppen mit dem größten ESG-Risiko und dem höchsten Verbesserungspotenzial.
- Mandat: Geben Sie dem Einkauf das klare Mandat und die notwendigen Ressourcen, um Nachhaltigkeitsziele gleichberechtigt neben Kosten und Qualität zu verfolgen.
Schritt 2: Transparenz schaffen und Risiken bewerten
- Datenerfassung: Identifizieren und erfassen Sie ESG-Daten Ihrer Lieferanten (z.B. durch Selbstauskünfte, Zertifikate, externe Ratings).
- Risikoanalyse: Führen Sie eine risikobasierte Analyse durch, um potenzielle Verstöße gegen Umwelt- und Sozialstandards in Ihrer Lieferkette zu erkennen, besonders in Hochrisikoländern und bei kritischen Rohstoffen.
- Digitalisierung: Nutzen Sie spezielle ESG-Softwarelösungen, um die wachsende Datenmenge effizient zu verwalten und das Monitoring zu automatisieren.
Schritt 3: Nachhaltigkeitskriterien in die Lieferantenauswahl integrieren
- Neubewertung: Erweitern Sie Ihre Kriterienkataloge (RfI/RfP) und Scoring-Modelle um klare ESG-Anforderungen (z.B. CO₂-Intensität, Managementsysteme für Umwelt und Soziales).
- Life Cycle Costing (LCC): Berücksichtigen Sie neben dem reinen Kaufpreis auch die Gesamtkosten über den Produktlebenszyklus, einschließlich Umweltkosten und Risikokosten.
Schritt 4: Verträge und KPIs anpassen
- Vertragliche Verpflichtung: Verankern Sie die Einhaltung von ESG-Standards (z.B. Verhaltenskodizes, LkSG-Anforderungen) rechtlich bindend in allen Lieferantenverträgen.
- Performance-Messung: Etablieren Sie Key Performance Indicators (KPIs), die den Erfolg der Nachhaltigkeitsstrategie messen (z.B. Anteil nachhaltiger Beschaffung, Reduktion von Emissionen pro Warengruppe, Anzahl der Audits).
Schritt 5: Zusammenarbeit fördern (Supplier Development)
- Partnerschaft statt Ausschluss: Anstatt Lieferanten mit Mängeln sofort auszuschließen, etablieren Sie Programme zur Lieferantenentwicklung. Bieten Sie Schulungen, Handreichungen oder gemeinsame Projekte zur Verbesserung ihrer Nachhaltigkeitsleistung an.
- Innovation: Arbeiten Sie eng mit Schlüssel-Lieferanten zusammen, um nachhaltigere Materialien, Prozesse oder Designs zu entwickeln.
Schritt 6: Messen, Berichten und stetig optimieren
- Regelmäßiges Reporting: Erstellen Sie regelmäßige Berichte über Ihre Fortschritte (intern und extern, z.B. für die CSRD oder das LkSG).
- Kontinuierliche Verbesserung: Nutzen Sie die gewonnenen Daten, um Schwachstellen im Prozess zu identifizieren und Ihre Beschaffungsstrategie laufend zu optimieren.
4. Fazit: Nachhaltiger Einkauf als Wettbewerbsvorteil
Der Einkauf ist der entscheidende Hebel, um die Nachhaltigkeitstransformation erfolgreich zu gestalten. Durch die systematische Integration von ESG-Kriterien in optimierte Beschaffungsprozesse erreichen Sie nicht nur Ihre Compliance-Ziele, sondern verwandeln eine vermeintliche Pflichtübung in einen strategischen Vorteil: Sie schaffen resilientere Lieferketten, senken langfristige Risiken und positionieren Ihr Unternehmen als verantwortungsvollen Marktteilnehmer. Nachhaltigkeit ist somit kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens.
Wünschen Sie hierzu eine Kurzberatung – kostenlos & unverbindlich?
5. FAQ – Häufig gestellte Fragen
Was versteht man unter Sustainable Procurement?
Sustainable Procurement (Nachhaltige Beschaffung) ist die Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) in alle Beschaffungsprozesse. Ziel ist es, Produkte und Dienstleistungen zu beziehen, die den Bedürfnissen des Unternehmens entsprechen, gleichzeitig aber einen minimalen negativen und einen maximalen positiven Einfluss auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft haben.
Wie hängt der Einkauf mit dem LkSG (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz) zusammen?
Das LkSG verpflichtet Unternehmen dazu, menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten in ihrer Lieferkette zu beachten. Der Einkauf ist direkt verantwortlich für die Umsetzung dieser Pflichten, insbesondere bei der Risikoanalyse, der Implementierung von Präventions- und Abhilfemaßnahmen sowie dem Beschwerdemanagement bei den direkten und, bei substantiierter Kenntnis, auch bei den indirekten Lieferanten.
Sind nachhaltige Produkte immer teurer?
Nicht zwingend. Während die Anfangsinvestition oder der reine Einkaufspreis in manchen Fällen höher sein kann, führt die Berücksichtigung der Life Cycle Costs (LCC) oft zu Einsparungen. Faktoren wie geringerer Energieverbrauch, längere Haltbarkeit, einfacheres Recycling und vermiedene Risikokosten können die Gesamtkosten senken und die Wirtschaftlichkeit nachhaltiger Beschaffung belegen.
Wie bewerte ich die Nachhaltigkeit meiner Lieferanten objektiv?
Eine objektive Bewertung erfolgt durch eine Kombination von Maßnahmen:
- Selbstauskünfte (SAQ): Standardisierte Fragebögen zu ESG-Leistung.
- Zertifikate und Standards: Anerkannte Industriestandards oder Umweltlabels.
- Externe Ratings: Bewertung durch unabhängige ESG-Ratingagenturen.
- Audits: Vor-Ort-Prüfungen (risikobasiert), um die Einhaltung von Standards zu verifizieren.
Was ist der “Scope 3”-Fußabdruck und warum ist er für den Einkauf relevant?
Der Scope 3-Fußabdruck umfasst alle indirekten Emissionen eines Unternehmens, die nicht aus eigenen Energiequellen (Scope 1) oder eingekaufter Energie (Scope 2) stammen. Die größte Komponente des Scope 3 sind in der Regel die eingekauften Güter und Dienstleistungen. Der Einkauf hat somit den größten direkten Einfluss auf die Reduktion dieser Emissionen durch die Auswahl nachhaltigerer Lieferanten und Materialien.
Kontakt