Total Cost of Ownership (TCO): Strategien, um trotz Inflation Kosten zu senken

Total Cost of Ownership (TCO)

Das Wichtigste in Kürze

Wie senkt der TCO-Ansatz Kosten trotz Inflation?

Der Total Cost of Ownership (TCO) Ansatz senkt Kosten in der Inflation, indem er den Fokus vom reinen Einkaufspreis auf die Gesamtkosten über den Lebenszyklus verlagert. Während Einstandspreise inflationsbedingt steigen, lassen sich die Gesamtausgaben durch folgende vier Hebel effektiv reduzieren:

  • Logistikkosten senken: Durch Erhöhung der Bestellmengen werden Transporte gebündelt und Frachtkosten pro Stück minimiert.
  • Prozesskosten minimieren: Die Wahl digital angebundener Lieferanten reduziert manuellen Aufwand und interne Personalkosten.
  • Qualität steigern: Höhere Anschaffungskosten für bessere Bauteile verhindern teure Produktionsstillstände und Ausschuss.
  • Energieeffizienz nutzen: Investitionen in teurere, aber sparsame Maschinen senken die laufenden Betriebskosten (OPEX) massiv.

 

 

1. Definition: Was ist Total Cost of Ownership (TCO)?

Total Cost of Ownership (TCO)
Total Cost of Ownership (TCO)
Total Cost of Ownership (TCO), auf Deutsch Gesamtkosten des Betriebs oder Gesamtbetriebskosten, ist ein Abrechnungsverfahren, das alle anfallenden Kosten einer Investition über den gesamten Lebenszyklus hinweg berücksichtigt.Anders als der reine Einstandspreis (Purchase Price), der nur die Anschaffung abdeckt, bezieht TCO auch alle späteren Kosten mit ein. Man unterscheidet dabei in der Regel zwischen zwei Kostenarten:

  • Direkte Kosten: Anschaffungspreis, Hardware, Softwarelizenzen, Setup-Kosten.
  • Indirekte Kosten: Betrieb (Strom, Wasser), Wartung, Schulung der Mitarbeiter, Ausfallzeiten, Support, Reparaturen und Entsorgung.

Das Eisberg-Prinzip:
Man kann sich TCO wie einen Eisberg vorstellen.

  • Die Spitze über dem Wasser ist der Kaufpreis (sichtbar, einfach zu vergleichen).
  • Der große Teil unter Wasser sind die Folgekosten (unsichtbar, oft unterschätzt, aber massiv).

Ziel der TCO-Analyse ist es, die “versteckten” Kosten unter der Wasseroberfläche sichtbar zu machen, um die wirkliche Wirtschaftlichkeit einer Anschaffung zu beurteilen.

 

2. Die Herausforderung: Warum der reine Preisvergleich in der Inflation scheitert

Wir befinden uns in einer Marktphase, in der der klassische Hebel des Einkaufs – die Preisverhandlung – stumpf geworden ist. Rohstoffknappheit, steigende Energiekosten und Lohnanpassungen führen dazu, dass Lieferanten ihre Preise erhöhen müssen.

Das Problem ist offensichtlich: Wenn Sie versuchen, die Inflation nur durch das Drücken der Einstandspreise zu bekämpfen, kämpfen Sie gegen Windmühlen. Der Spielraum für Rabatte ist bei vielen Lieferanten durch deren eigene Kostensteigerungen aufgebraucht. Wer nur auf das Preisschild schaut, sieht sich mit unaufhaltsam steigenden Ausgaben konfrontiert.

 

3. Die Strategie: TCO als Inflationsbremse

Die Lösung liegt in einer Änderung der Perspektive. Anstatt sich auf die unvermeidbare Erhöhung des Preisschildes zu fokussieren, betrachten wir die Kosten, die wir tatsächlich beeinflussen können.

“Der bittere Nachgeschmack schlechter Qualität hält viel länger an als die kurze Freude über einen niedrigen Preis.”

Hier kommt der oben definierte TCO-Ansatz ins Spiel. Er erlaubt es, strategische Entscheidungen zu treffen, bei denen ein höherer Einkaufspreis akzeptiert wird, um im Gegenzug die Gesamtkosten massiv zu senken.

Die einfache Rechnung lautet:
Einstandspreis + Prozesskosten + Nutzungskosten + Entsorgung = TCO

Wenn der Einstandspreis (inflationsbedingt) steigt, müssen wir Prozesskosten oder Nutzungskosten senken, damit das Ergebnis (TCO) gleich bleibt oder bestenfalls sogar sinkt.

 
Wünschen Sie hierzu eine Kurzberatung – kostenlos & unverbindlich?  

4. Die 4 entscheidenden Hebel zur Kostensenkung

Wenn der Einkaufspreis fix ist (oder steigt), müssen wir an den anderen Stellschrauben drehen. Hier sind vier praxisnahe Szenarien, wie Sie durch TCO die Inflation schlagen.

A. Logistikkosten: Bündelung statt “Just-in-Time”

Treibstoff und Frachtraten sind Preistreiber Nummer eins. Viele Unternehmen bestellen kleinteilig, um Lagerkosten gering zu halten.

  • Der TCO-Hebel: Prüfen Sie eine Erhöhung der Bestellmengen (Losgrößen).
  • Das Szenario: Durch die Verdopplung der Bestellmenge halbieren Sie die Anzahl der Anlieferungen. Zwar steigen Ihre Lagerhaltungskosten leicht an, aber diese Erhöhung ist oft signifikant geringer als die Einsparung durch wegfallende Frachtkosten und Handlingskosten. Weniger LKW-Fahrten bedeuten weniger Spritzuschläge und weniger Verwaltungsaufwand im Wareneingang.

B. Prozesskosten: Digitalisierung schlägt Preis

Prozesskosten sind die versteckten Margenkiller. Ein günstiger Lieferant, der Bestellungen nur per Fax oder E-Mail annimmt und manuelle Buchungen erfordert, verursacht hohe interne Personalkosten.

  • Der TCO-Hebel: Automatisierung und EDI-Anbindung.
  • Das Szenario: Lieferant A ist beim Bauteilpreis 5 % teurer als Lieferant B. Aber: Lieferant A bietet eine volle digitale Anbindung (EDI/API). Die Bestellung läuft automatisch, die Rechnung wird automatisch verbucht, der Wareneingang per Scan erledigt.
  • Das Ergebnis: Die Einsparung von 20 Minuten manueller Arbeit pro Vorgang wiegt die 5 % Mehrkosten beim Materialpreis oft mehrfach auf. Der “teure” Lieferant ist in der TCO-Rechnung der billigere.

C. Qualität & Ausschuss: Die wahren Kosten eines Fehlers

Nichts ist teurer als ein Bandstillstand oder eine Rückrufaktion. In der Inflation neigen Einkäufer dazu, auf günstigere Alternativ-Materialien (“Billig-Komponenten”) auszuweichen. Das ist oft ein Trugschluss.

  • Der TCO-Hebel: Investition in Premium-Qualität (Zero Defect).
  • Das Szenario: Ein billiges Dichtungsring-Set spart im Einkauf 500 Euro pro Jahr. Führt jedoch ein einziger fehlerhafter Ring zu einem Maschinenstillstand von zwei Stunden oder zu Ausschuss in der Produktion, entstehen Kosten im fünfstelligen Bereich.
  • Das Ergebnis: Das teurere Bauteil, das perfekt läuft (“Install and Forget”), senkt das Risiko und damit die erwarteten Gesamtkosten drastisch.

D. Energieeffizienz: OPEX vor CAPEX

Die Energiepreise sind ein wesentlicher Inflationstreiber. Hier lohnt sich der Blick auf das Anlagevermögen (Maschinen, Anlagen, IT-Hardware).

  • Der TCO-Hebel: Höhere Anschaffungskosten für niedrigeren Verbrauch akzeptieren.
  • Das Szenario: Maschine X kostet 50.000 Euro, Maschine Y kostet 60.000 Euro (20 % Aufpreis). Maschine Y ist jedoch modern isoliert und verbraucht 15 % weniger Strom.
  • Das Ergebnis: Bei den aktuellen Industriestrompreisen amortisiert sich der Aufpreis oft schon nach 18 bis 24 Monaten. Über die Laufzeit von 10 Jahren ist die “teure” Maschine Y um ein Vielfaches günstiger als das “Schnäppchen” Maschine X.

 

5. Deep Dive: Hard Costs vs. Soft Costs – Die Rechnung im Detail

Um TCO wirklich zu beherrschen, müssen wir tiefer graben und die Kostenkategorien exakt unterscheiden. Profis trennen hier zwischen “Hard Costs” (budgetierbar und sichtbar) und “Soft Costs” (schwer messbar, aber oft entscheidend).

Die Hard Costs (Direkte Kosten)

Diese Kosten sind einfach zu ermitteln, da es dafür Rechnungen gibt. In der Inflation steigen diese meist an, getrieben durch externe Faktoren.

  • Einstandspreis: Der Preis auf der Rechnung.
  • Versand & Zoll: Logistikkosten.
  • Installation: Kosten für externe Techniker zur Inbetriebnahme.
  • Lizenzgebühren: Wiederkehrende fixe Softwarekosten.

Die Soft Costs (Indirekte Kosten)

Hier liegt das wahre Einsparpotenzial. Diese Kosten tauchen auf keiner Rechnung auf, belasten aber das Betriebsergebnis massiv. Sie sind oft “hausgemacht” und daher beeinflussbar.

  • Verwaltungsaufwand: Wie lange braucht der Einkauf, um eine Bestellung auszulösen? Wie lange die Buchhaltung, um eine Papierrechnung abzutippen?
  • Downtime (Ausfallkosten): Was kostet es das Unternehmen pro Stunde, wenn die Maschine wegen eines fehlenden oder defekten Teils steht? (Umsatzverlust + Löhne).
  • Schulungsaufwand: Wenn Sie einen billigeren Anbieter wählen, dessen System aber komplizierter ist, verlieren Mitarbeiter Zeit durch Einarbeitung (“Productivity Dip”).
  • Reputationsrisiko: Welchen Wert hat ein verlorener Kunde, der wegen schlechter Qualität (verursacht durch billige Bauteile) abgewandert ist?

Die Deep-Dive-Strategie:
Konzentrieren Sie sich in Inflationszeiten darauf, die Soft Costs zu eliminieren. Während die Hard Costs vom Markt diktiert werden (Rohstoffpreise), haben Sie die Soft Costs (interne Ineffizienz) selbst in der Hand. Eine TCO-Optimierung bedeutet oft: Hard Costs leicht erhöhen, um Soft Costs drastisch zu senken.

 

6. Fazit: Mindset-Change durch Total Cost of Ownership

Inflation ist schmerzhaft, aber sie zwingt Unternehmen zu einer gesünderen betriebswirtschaftlichen Betrachtung. Der Total Cost of Ownership Ansatz ist das effektivste Mittel, um Kostenblockaden aufzubrechen.

“Am Ende zählt nicht, was auf dem Preisschild steht, sondern was in der Bilanz übrig bleibt.”

Die wichtigste Erkenntnis für Einkäufer und Geschäftsführer: Ein höherer Preis auf der Rechnung ist akzeptabel, solange die Gesamtkosten sinken. Wer diese Argumentationskette intern und gegenüber Lieferanten nutzt, kann auch in schwierigen Marktphasen profitabel bleiben.

 

7. Häufige Fragen (FAQ) zu Total Cost of Ownership

Was ist der Unterschied zwischen Preis und Total Cost of Ownership?

Der Preis ist der Betrag, der auf der Rechnung steht (Einmalkosten). Total Cost of Ownership (TCO) umfasst den Preis plus alle weiteren Kosten, die über die Lebensdauer entstehen (Transport, Betrieb, Wartung, Entsorgung).

Lohnt sich eine Total Cost of Ownership Analyse auch für C-Teile?

Ja, gerade dort! Bei C-Teilen (Schrauben, Bürobedarf) sind die Prozesskosten (Bestellung, Buchung, Lagerung) oft höher als der Warenwert selbst. Hier liegt durch Prozessoptimierung das größte Einsparpotenzial.

Wie berechne ich Total Cost of Ownership ohne komplizierte Software?

Starten Sie einfach. Nehmen Sie den Einkaufspreis und addieren Sie die offensichtlichsten Zusatzkosten: Transport, geschätzte Arbeitszeit für die Bearbeitung der Bestellung und Energiekosten. Schon diese grobe Rechnung deckt oft die falschen Sparentscheidungen auf.

Kann Total Cost of Ownership helfen, Preiserhöhungen abzuwehren?

Indirekt ja. Wenn ein Lieferant die Preise erhöht, können Sie fordern: “Wir akzeptieren die Erhöhung nur, wenn wir gemeinsam die Logistik optimieren (z.B. Konsignationslager) oder die Prozesse digitalisieren, damit meine Gesamtkosten gleich bleiben.”

 

Kontakt