Make or Buy Entscheidung: Der ultimative Ratgeber 🚀

Make or Buy

In der modernen Wirtschaftswelt mĂŒssen Unternehmen stĂ€ndig ihre Prozesse und Wertschöpfungsketten auf den PrĂŒfstand stellen. Eine der grundlegendsten und zugleich wichtigsten strategischen Fragen ist die Make-or-Buy-Entscheidung: Sollen Produkte, Komponenten oder Dienstleistungen selbst hergestellt (Make) oder extern eingekauft (Buy) werden?

Dieser umfassende Ratgeber beleuchtet die Definition, die entscheidenden Kriterien und die strategischen Implikationen dieser elementaren Managementaufgabe, um Ihnen eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu liefern.

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist die Make-or-Buy-Entscheidung?
  2. Make vs. Buy: Vorteile und Nachteile im Überblick
  3. Entscheidende Kriterien fĂŒr die Make-or-Buy-Analyse
  4. Der Make-or-Buy-Entscheidungsprozess in 4 Schritten
  5. Fazit: Die Make-or-Buy-Entscheidung als dynamischer Erfolgsfaktor
  6. FAQ – HĂ€ufig gestellte Fragen

 

1. Was ist die Make-or-Buy-Entscheidung?

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Die Make-or-Buy-Entscheidung (auch: Eigenfertigungs- oder Fremdbezugsentscheidung) ist eine betriebswirtschaftliche Fragestellung, die im Bereich des Supply-Chain-Managements und Controllings angesiedelt ist. Sie befasst sich mit der Wahl, ob ein Unternehmen eine Leistung (Produkt, Komponente oder Dienstleistung) selbst intern erstellt (Make) oder von einem externen Lieferanten bezieht (Buy).

Dabei geht es nicht nur um operative Kosten, sondern in erster Linie um die langfristige strategische Ausrichtung und die Definition der Fertigungstiefe (der Anteil der im Unternehmen selbst erstellten Leistungen an der gesamten Wertschöpfungskette).

 

2. Make vs. Buy: Vorteile und Nachteile im Überblick

Jede der beiden Grundstrategien – Eigenfertigung und Fremdbezug – bringt spezifische Chancen und Risiken mit sich, die sorgfĂ€ltig abgewogen werden mĂŒssen.

 

Vorteile der Eigenfertigung (Make)

  • Volle Kontrolle: Direkte Einflussnahme auf QualitĂ€t, Produktionsprozesse, Termine und Technologien.
  • Schutz des Know-hows: Bewahrung von Betriebsgeheimnissen und speziellem Fachwissen im Unternehmen.
  • UnabhĂ€ngigkeit: Geringere AbhĂ€ngigkeit von externen Lieferanten, Vermeidung von LieferengpĂ€ssen.
  • Bessere Koordination: KĂŒrzere Kommunikationswege und reibungslose Abstimmung mit anderen internen Bereichen.
  • Langfristige Kostenvorteile: Bei sehr großen Mengen oder stabiler Nachfrage können Skaleneffekte die Fixkosten der Eigenfertigung kompensieren.

 

Nachteile der Eigenfertigung (Make)

  • Hohe Fixkosten: Notwendige Investitionen in Maschinen, Anlagen, Infrastruktur und Personal.
  • Geringere FlexibilitĂ€t: Schwankungen in der Nachfrage fĂŒhren schnell zu Über- oder UnterkapazitĂ€ten.
  • Fokusverlust: Bindung von Management- und Kapitalressourcen, die vom KerngeschĂ€ft ablenken können.
  • Veralterung: Gefahr, den Anschluss an neue Technologien oder Produktionsverfahren zu verlieren.

 

Vorteile des Fremdbezugs (Buy)

  • Konzentration auf Kernkompetenzen: Fokussierung der internen Ressourcen auf die Bereiche, die echten Mehrwert und Wettbewerbsvorteile schaffen.
  • Zugang zu Spezial-Know-how: Nutzung der Expertise, Skaleneffekte und Technologien externer Spezialisten.
  • Geringere Anfangsinvestitionen: Keine Notwendigkeit fĂŒr teure Anlagen oder den Aufbau komplexer Abteilungen.
  • Erhöhte FlexibilitĂ€t: Leichtere Anpassung der Bezugsmenge an schwankende MarktbedĂŒrfnisse.
  • Transparente variable Kosten: Die Kosten pro Einheit sind oft klarer definiert und kalkulierbar.

 

Nachteile des Fremdbezugs (Buy)

  • AbhĂ€ngigkeit von Lieferanten: Risiko von LieferausfĂ€llen, Preiserhöhungen oder QualitĂ€tsschwankungen.
  • Verlust der Kontrolle: EingeschrĂ€nkte Möglichkeit, auf den Produktionsprozess des Zulieferers einzuwirken.
  • Know-how-Verlust: Gefahr, wichtiges technisches Wissen auszulagern und damit strategische Kompetenzen zu verlieren.
  • Versteckte Kosten: Kosten fĂŒr QualitĂ€tskontrolle, Vertragsmanagement, Logistik und Kommunikation.

 
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3. Entscheidende Kriterien fĂŒr die Make-or-Buy-Analyse

Eine fundierte Make-or-Buy-Entscheidung basiert auf der sorgfÀltigen Analyse quantitativer (messbarer) und qualitativer (strategischer) Faktoren.

 

Kosten und Wirtschaftlichkeit

Dies ist oft das primĂ€re Kriterium. Es mĂŒssen die Gesamtkosten beider Optionen verglichen werden.

  • Make-Kosten (Eigenfertigung): Summe aus fixen Kosten (Abschreibungen, Miete, GehĂ€lter der Fixbelegschaft) und variablen Kosten (Material, Energie, variable Personalkosten) pro StĂŒck.
  • Buy-Kosten (Fremdbezug): Einkaufspreis pro StĂŒck zuzĂŒglich Transaktionskosten (Bestellwesen, Logistik, WareneingangsprĂŒfung).

Tipp: Berechnen Sie die kritische Menge (Break-Even-Analyse). Das ist die Produktionsmenge, bei der die Kosten fĂŒr Eigenfertigung und Fremdbezug exakt gleich sind. Liegt die erwartete Bedarfsmenge darĂŒber, lohnt sich Make; liegt sie darunter, ist Buy meist gĂŒnstiger.

 

Strategische Bedeutung und Kernkompetenzen

Teile und Prozesse, die direkt zu Ihrem Wettbewerbsvorteil beitragen, sollten in der Regel inhouse gehalten werden.

  • KerngeschĂ€ft: Ist die Leistung elementar fĂŒr den Unternehmenserfolg und differenziert Sie vom Wettbewerb? → Make
  • Standardleistung: Handelt es sich um eine standardisierte Komponente oder eine nicht-kritische Dienstleistung (z.B. Reinigung, einfache IT-Services)? → Buy (Outsourcing)

 

QualitÀt und Know-how

  • QualitĂ€tsanforderungen: Können externe Lieferanten die geforderte QualitĂ€t zuverlĂ€ssig und langfristig sicherstellen?
  • Spezialwissen: Besitzt der externe Anbieter spezialisiertes Wissen oder Skaleneffekte, die intern nur schwer oder sehr kostspielig aufzubauen sind?
  • Geheimhaltung: Sind vertrauliche Daten oder Prozesse involviert, die im Falle des Fremdbezugs ein unkalkulierbares Risiko darstellen?

 

KapazitÀt und FlexibilitÀt

  • Interne KapazitĂ€t: Sind die notwendigen Maschinen, das Personal und die freie KapazitĂ€t vorhanden, um die Leistung intern zu erbringen?
  • MarktvolatilitĂ€t: Wie stark schwankt die Nachfrage? Große Schwankungen sprechen eher fĂŒr den flexiblen Fremdbezug.

 

Risikobewertung

  • Lieferantenrisiko: Wie stabil ist der Zulieferer? Gibt es alternative Bezugsquellen?
  • Technologierisiko: Im Falle von Make: Wie schnell entwickelt sich die Technologie? Muss stĂ€ndig neu investiert werden?

 

4. Der Make-or-Buy-Entscheidungsprozess in 4 Schritten

  1. Zieldefinition: Definieren Sie klar die Leistung und die strategischen Ziele (z.B. Kosten senken, QualitÀt steigern, FlexibilitÀt erhöhen).
  2. Analyse: Sammeln Sie alle relevanten quantitativen (Kosten, Mengen) und qualitativen (Strategie, Risiko) Daten fĂŒr die Eigenfertigung (Make) und den Fremdbezug (Buy).
  3. Bewertung und Vergleich: Wenden Sie die oben genannten Kriterien an. Erstellen Sie eine Nutzwertanalyse, um die strategischen und qualitativen Faktoren messbar zu machen und dem Kostenvergleich gegenĂŒberzustellen.
  4. Entscheidung und Umsetzung: Treffen Sie die fundierte Entscheidung. Leiten Sie im Falle von Buy den Beschaffungsprozess ein (Lieferantenauswahl, Vertragsgestaltung) oder bei Make die interne Ressourcenallokation.

 

5. Fazit: Die Make-or-Buy-Entscheidung als dynamischer Erfolgsfaktor

Die Make-or-Buy Entscheidung ist weit mehr als eine simple Kostenkalkulation. Sie ist eine strategische Weichenstellung, die maßgeblich die FlexibilitĂ€t, die WettbewerbsfĂ€higkeit und die langfristige Wertschöpfung Ihres Unternehmens beeinflusst.

Eine voreilige Entscheidung, die nur auf kurzfristigen Kostenvorteilen beruht, kann sich durch den Verlust von Know-how, unkalkulierbare Lieferantenrisiken oder eine SchwÀchung der Kernkompetenzen rÀchen.

Der SchlĂŒssel zum Erfolg liegt in einer ganzheitlichen Analyse:

  • Identifizieren Sie Ihre Kernkompetenzen: Was macht Ihr Unternehmen einzigartig? Diese Bereiche sollten Sie selbst steuern (Make).
  • Betrachten Sie die Gesamtkosten: Schließen Sie neben den direkten Produktions- oder Einkaufskosten auch die versteckten Transaktionskosten und Risikokosten ein.
  • Planen Sie dynamisch: Betrachten Sie die Entscheidung nicht als einmaligen Akt, sondern als einen Prozess, der regelmĂ€ĂŸig ĂŒberprĂŒft und an neue Marktbedingungen angepasst werden muss.

Indem Sie diese Kriterien sorgfĂ€ltig abwĂ€gen, stellen Sie sicher, dass Ihre Make-or-Buy-Strategie den langfristigen Unternehmenserfolg optimal unterstĂŒtzt.

 

6. FAQ – HĂ€ufig gestellte Fragen

Was ist der Unterschied zwischen Make-or-Buy und Outsourcing?

Die Make-or-Buy-Entscheidung ist die generelle Wahl zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug fĂŒr eine neue oder bestehende Leistung. Outsourcing ist ein Spezialfall der Buy-Entscheidung: Es beschreibt den strategischen Prozess, bei dem eine Leistung, die bisher intern erbracht wurde (Make), an einen externen Anbieter ausgelagert wird (Buy).

Wann sollte man sich fĂŒr “Make” (Eigenfertigung) entscheiden?

Die Eigenfertigung ist meistens die bessere Wahl, wenn:

  • Die Leistung zum KerngeschĂ€ft und zum Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens gehört.
  • Betriebsgeheimnisse oder sensibles Know-how geschĂŒtzt werden mĂŒssen.
  • Die benötigten Mengen sehr hoch sind und dadurch langfristige Kostenvorteile entstehen.
  • Die QualitĂ€tsanforderungen extrem hoch sind und nur intern garantiert werden können.

Welche Rolle spielen die Transaktionskosten in der Make-or-Buy-Entscheidung?

Transaktionskosten (z.B. Kosten fĂŒr Suche, Information, Verhandlung, Vertragsgestaltung, Kontrolle und QualitĂ€tssicherung beim Lieferanten) dĂŒrfen bei der Buy-Option nicht unterschĂ€tzt werden. In der Theorie der Transaktionskostenökonomie können diese Kosten sogar so hoch sein, dass trotz höherer Produktionskosten die Eigenfertigung (Make) die wirtschaftlichere Alternative darstellt.

Ist die Make-or-Buy-Entscheidung endgĂŒltig?

Nein. Die Entscheidung sollte periodisch ĂŒberprĂŒft werden (z.B. bei Ablauf von VertrĂ€gen oder bei technologischen SprĂŒngen). Marktbedingungen, Kostenstrukturen und die eigenen Kernkompetenzen Ă€ndern sich stĂ€ndig, weshalb eine einmal getroffene Make-or-Buy-Entscheidung regelmĂ€ĂŸig neu bewertet werden muss.

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