Einkaufskooperation für Private Equity: Hebel zur nachhaltigen Wertsteigerung
Was ist eine Einkaufskooperation im Private Equity Kontext?

Eine Einkaufskooperation fungiert hierbei als Intermediär. Sie verhandelt Rahmenverträge nicht für ein einzelnes Unternehmen, sondern für das gebündelte Volumen hunderter Firmen (sowohl innerhalb des PE-Portfolios als auch darüber hinaus).
Das Prinzip der “Buying Power”:
Ein einzelnes mittelständisches Portfoliounternehmen mit 50 Mio. € Umsatz hat bei Lieferanten wie Microsoft, DHL oder großen Energieversorgern kaum Verhandlungsmacht. Durch den Beitritt zu einer Einkaufskooperation profitiert dieses Unternehmen jedoch von Großkonzern-Konditionen, da die Kooperation das Volumen vieler solcher Firmen bündelt.
Der Value-Creation-Hebel: Warum Einkaufskooperationen den Unternehmenswert steigern
Für Private Equity Investoren ist die Nutzung von Einkaufskooperationen nicht nur eine Frage der Kostensenkung, sondern der strategischen Wertsteigerung. Der Mechanismus ist rein mathematisch und extrem wirkungsvoll:
- Direkte GuV-Wirkung: Eine Senkung der Kosten im Einkauf wirkt sich 1:1 auf das Betriebsergebnis (EBITDA) aus. Es muss kein zusätzlicher Umsatz generiert werden, um diesen Gewinn zu erzielen.
- Der Multiple-Effekt: Da PE-Exits meist auf einem EBITDA-Multiple basieren (z. B. 10x), steigert jeder gesparte Euro den Verkaufswert des Unternehmens um das Zehnfache.
Ein Rechenbeispiel:
Wenn eine Einkaufskooperation die Kosten für Logistik und IT um 100.000 € pro Jahr senkt, steigt das EBITDA um denselben Betrag. Bei einem Exit-Multiple von 10 erhöht sich der Unternehmenswert (Enterprise Value) allein durch diese Maßnahme um 1 Million Euro.
“Im Private Equity ist der Einkauf kein bloßer Kostenfaktor, sondern der schnellste Weg, den Enterprise Value zu steigern, ohne das Geschäftsmodell verändern zu müssen.”
Zusätzliche Vorteile neben dem Preis:
- Prozessoptimierung: Digitalisierte Beschaffungsprozesse der Kooperation entlasten den operativen Einkauf.
- Rechtssicherheit: Professionelle Rahmenverträge minimieren Compliance-Risiken.
- Versorgungssicherheit: Großabnehmer werden in Krisenzeiten oft priorisiert beliefert.
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Geeignete Warengruppen für die Bündelung im Portfolio
Nicht alle Einkaufsbereiche eignen sich für eine Bündelung. Der direkte Einkauf (Rohstoffe, die direkt ins Produkt fließen) ist oft zu spezifisch und strategisch sensibel.
Der indirekte Einkauf (Gemeinkosten) hingegen ist bei fast allen Portfoliounternehmen ähnlich strukturiert und daher ideal für Kooperationen. Hier liegen die größten Einsparpotenziale:
- 1. IT-Hardware & Software: Laptops, Server, Microsoft-Lizenzen oder Cloud-Dienste. Hier sind Volumenrabatte extrem hoch.
- 2. Logistik & KEP-Dienste: Paketversand (Kurier, Express, Paket) sowie Speditionsdienstleistungen lassen sich hervorragend bündeln.
- 3. Fuhrparkmanagement (Fleet): Leasingraten, Tankkarten und Versicherungen für die Firmenwagenflotte.
- 4. Energie (Strom & Gas): Durch strukturierte Beschaffung und Bündelung können Energiepreise signifikant gedrückt und fixiert werden.
- 5. MRO (Maintenance, Repair and Operations): Werkzeuge, Arbeitsschutz, Betriebseinrichtung und C-Teile.
- 6. Reisekosten & Mobilität: Hotelraten, Mietwagen und Flugtickets.
Deep Dive: Der Cross-Portfolio Spend Cube zur Datenanalyse
Die größte technische Hürde bei der Realisierung von Einkaufssynergien in PE-Portfolios ist die Datenintransparenz. Ein Portfolio aus 15 Unternehmen nutzt oft 15 verschiedene ERP-Systeme (SAP, Navision, Datev, Excel-Lösungen).
Bevor eine Einkaufskooperation effektiv genutzt werden kann, muss ein “Spend Cube” erstellt werden. Dieser Prozess ist essenziell für die Due Diligence oder die ersten 100 Tage:
Schritt 1: Datenextraktion
Export der Kreditorendaten (Kreditorenstamm und Rechnungsausgangsbücher) aus allen Portfoliounternehmen.
Schritt 2: Normalisierung (Data Cleansing)
Bereinigung von Dubletten. Ein Lieferant wie “Würth” kann in den Systemen als “Adolf Würth GmbH”, “Würth Schrauben” oder “Wuerth” angelegt sein. Diese müssen auf eine einzige “Master-Vendor-ID” konsolidiert werden.
Schritt 3: Kategorisierung (Taxonomie)
Zuordnung jeder Buchung zu einer Warengruppe (z. B. nach eCl@ss oder UNSPSC Standard). Nur so wird sichtbar, dass Unternehmen A “IT-Service” bucht, während Unternehmen B denselben Service unter “Beratung” verbucht.
Das Ergebnis:
Erst durch den Spend Cube wird sichtbar, dass das Portfolio kumuliert vielleicht nicht 200 Laptops pro Jahr kauft (wie die Einzelgesellschaften glauben), sondern 3.000 Stück. Genau diese aggregierte Zahl ist der Hebel, den die Einkaufskooperation benötigt, um Top-Konditionen freizuschalten. Ohne diesen Deep Dive in die Daten bleiben signifikante Einsparpotenziale unentdeckt (“Dark Data”).
Herausforderungen und Erfolgsfaktoren bei der Implementierung
Obwohl die Vorteile auf der Hand liegen, scheitern Initiativen zur Portfolio-Bündelung oft an der Umsetzung. Operating Partners müssen folgende Hürden kennen:
Herausforderung: Dezentrale Strukturen
Portfoliounternehmen agieren oft autonom. Geschäftsführer (CEOs) vor Ort fürchten einen Eingriff in ihre operative Freiheit oder haben langjährige Beziehungen zu lokalen Lieferanten (“Local Hero”).
Herausforderung: Maverick Buying
Einkauf am Rahmenvertrag vorbei ist ein häufiges Problem. Wenn Mitarbeiter weiterhin bei ihrem bekannten Lieferanten bestellen, verpufft der Volumeneffekt.
“Der Erfolg einer Portfolio-Bündelung scheitert selten an fehlenden Potenzialen, sondern fast immer an der fehlenden Durchsetzungskraft bei der Umsetzung in den lokalen Einheiten.”
Die Erfolgsfaktoren:
- Top-Down Mandat: Die Initiative muss vom PE-Haus oder dem Beirat klar unterstützt werden, aber als “Angebot” und nicht als “Zwang” an die Portfoliounternehmen kommuniziert werden.
- Schnelle “Quick Wins”: Starten Sie mit unkritischen Warengruppen wie Büromaterial oder Mietwagen, um Vertrauen durch sofortige Einsparungen zu schaffen.
- Daten-Transparenz: Eine saubere Spend-Analyse (Ausgabenanalyse) ist die Basis. Oft wissen Portfoliounternehmen gar nicht genau, wie viel sie kumuliert für bestimmte Kategorien ausgeben.
- Externe Partner: Nutzen Sie spezialisierte Einkaufskooperationen, anstatt zu versuchen, selbst Rahmenverträge zu verhandeln. PE-Häuser haben selten die Ressourcen, um als operativer Einkäufer für 20 Beteiligungen aufzutreten.
Fazit: Einkaufskooperation Private Equity als strategischer Werttreiber
Die Nutzung einer Einkaufskooperation für Private Equity Portfolios ist einer der effizientesten Wege zur Wertsteigerung. Es erfordert keine Restrukturierung, kein neues Personal und keine Produktentwicklung. Stattdessen werden vorhandene Synergien gehoben.
Für Operating Partners und CFOs sollte der Weg zur Kooperation im Bereich des indirekten Einkaufs (NPR) ein Standard-Schritt im 100-Tage-Plan nach der Akquisition sein. Wer dieses Potenzial liegen lässt, verschenkt bares Geld beim Exit.
Häufige Fragen (FAQ) zu PE Einkaufskooperationen
Lohnt sich eine Einkaufskooperation auch für kleine Portfoliounternehmen?
Ja, gerade für kleinere Unternehmen (Small Caps) ist der Effekt am größten, da sie durch die Kooperation plötzlich Einkaufskonditionen eines Großkonzerns erhalten, die sie alleine niemals erreichen würden.
Was kostet die Teilnahme an einer Einkaufskooperation?
Die meisten modernen Modelle sind erfolgsbasiert oder werden über Rückvergütungen (Kick-backs) der Lieferanten finanziert. Für das Portfoliounternehmen fallen oft keine direkten Fixkosten an (“No Cure, No Pay”).
Wie lange dauert die Implementierung?
Im indirekten Einkauf sind erste Ergebnisse sehr schnell sichtbar. Rahmenverträge für Bereiche wie Büromaterial, Mobilfunk oder Mietwagen können oft innerhalb von 4 bis 8 Wochen aktiviert werden.
Muss ich meinen bestehenden Lieferanten wechseln?
Nicht zwingend. Oft haben Einkaufskooperationen Verträge mit denselben großen Lieferanten, die Sie bereits nutzen. In diesem Fall werden lediglich die Konditionen auf den besseren Rahmenvertrag umgestellt, ohne dass sich operative Prozesse ändern.
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