Die Optimale Beschaffungsstrategie: Ihr Fahrplan für mehr Effizienz und Kostenkontrolle

Einleitung: Warum eine Beschaffungsstrategie unumgänglich ist
In einer globalisierten und schnelllebigen Wirtschaft ist die Beschaffungsstrategie mehr als nur der Einkauf von Waren und Dienstleistungen. Sie ist ein fundamentaler Baustein für den Geschäftserfolg. Eine durchdachte Strategie minimiert Risiken, senkt Kosten und sichert die langfristige Lieferfähigkeit Ihres Unternehmens.
Ohne eine klare Strategie laufen Sie Gefahr, auf kurzfristige Marktänderungen nur reaktiv reagieren zu können, anstatt proaktiv Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Dieser Ratgeber führt Sie durch die wichtigsten Aspekte einer effektiven Beschaffungsstrategie.
Was ist eine Beschaffungsstrategie? (Definition)

Eine Beschaffungsstrategie definiert die langfristige Ausrichtung des Einkaufs in einem Unternehmen. Sie legt fest, was, wann, woher und wie beschafft wird, um die Unternehmensziele optimal zu unterstützen.
Im Kern geht es darum, die richtigen Entscheidungen hinsichtlich Lieferantenanzahl (Sourcing), Beschaffungsort (Sourcing) und Art der Güter (Sourcing) zu treffen, um das beste Verhältnis aus Kosten, Qualität, Risiko und Versorgungssicherheit zu erreichen.
Die 3 Säulen der Beschaffungsstrategie: Konzepte im Überblick
Beschaffungsstrategien lassen sich anhand verschiedener Kriterien kategorisieren. Die drei wichtigsten Bereiche sind:
1. Nach der Anzahl der Lieferanten (Sourcing-Konzepte)
Die Wahl der Lieferantenbasis hat direkten Einfluss auf Preis und Risiko.
Single Sourcing (Einzellieferant)
- Definition: Das Produkt wird von einem einzigen Lieferanten bezogen.
- Vorteile: Hohe Mengenrabatte, intensive und vereinfachte Zusammenarbeit, geringe Verwaltungskosten.
- Nachteile/Risiken: Hohe Abhängigkeit, maximales Risiko bei Lieferausfall, höherer Verhandlungsdruck.
Dual Sourcing (Zwei Lieferanten)
- Definition: Das Produkt wird von zwei voneinander unabhängigen Lieferanten bezogen.
- Vorteile: Reduzierte Abhängigkeit und höheres Maß an Versorgungssicherheit, leichter Wettbewerb zwischen den Anbietern möglich.
- Nachteile/Risiken: Geringere Rabatte als bei Single Sourcing, höherer Koordinationsaufwand.
Multiple Sourcing (Mehrere Lieferanten)
- Definition: Das Produkt wird von mehreren verschiedenen Lieferanten bezogen.
- Vorteile: Maximaler Wettbewerb und beste Verhandlungsbasis, geringstes Ausfallrisiko.
- Nachteile/Risiken: Sehr hoher Verwaltungs- und Logistikaufwand, geringste Einzelbestellmengen führen zu kleineren Rabatten.
2. Nach dem Ort der Beschaffung (Geografisches Sourcing)
Hier geht es um die geografische Reichweite des Einkaufs.
- Local Sourcing: Beschaffung in unmittelbarer geografischer Nähe. Vorteile: Kurze Lieferzeiten, geringe Transportkosten, einfache Kommunikation.
- National Sourcing: Beschaffung im Inland. Vorteile: Keine Zollbestimmungen, vertraute Rechtslage.
- Global Sourcing: Weltweite Beschaffung. Vorteile: Größte Auswahl an potenziellen Lieferanten, Nutzung von Preisvorteilen und spezifischem Know-how im Ausland. Nachteile: Lange Transportwege, Währungsrisiken, politische Risiken.
3. Nach der Art der beschafften Güter (Strategie der Beschaffungstiefe)
Hier wird bestimmt, ob Einzelteile oder ganze Systeme beschafft werden.
- Unit Sourcing: Beschaffung von einfachen Einzelteilen oder Rohmaterialien (hohe Fertigungstiefe beim Abnehmer).
- Modular Sourcing: Beschaffung kompletter, einbaufähiger Module. Das Know-how liegt teilweise beim Lieferanten.
- System Sourcing: Beschaffung ganzer, komplexer Systeme oder Komponenten. Der Lieferant übernimmt Entwicklung, Fertigung und Qualitätssicherung. Der Abnehmer konzentriert sich auf die Kernkompetenzen (geringe Fertigungstiefe).
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In 5 Schritten zur erfolgreichen Beschaffungsstrategie
Eine wirksame Strategie folgt einem klaren Prozess:
1. Analyse des Status Quo (Bedarfs- und Marktanalyse)
- Bedarfsanalyse: Welche Güter und Dienstleistungen werden in welcher Menge und Qualität benötigt? (z.B. mittels ABC-Analyse der Einkaufsvolumina).
- Marktanalyse: Wer sind die potenziellen Lieferanten? Wie ist die Preisentwicklung und Wettbewerbssituation am Beschaffungsmarkt?
- Kostenanalyse: Ermittlung der tatsächlichen Gesamtkosten (Total Cost of Ownership – TCO).
2. Ziele definieren
Legen Sie messbare Ziele fest, die im Einklang mit den Unternehmenszielen stehen. Beispiele:
- Kosten senken um X%.
- Reduzierung der Lieferantenabhängigkeit um X%.
- Erhöhung der Qualität um X%.
- Einführung von nachhaltigen Beschaffungsrichtlinien.
3. Strategieentwicklung (Auswahl der Sourcing-Konzepte)
Basierend auf den Analysen und Zielen wählen Sie die passenden Strategien aus den drei Säulen (z.B. Dual Sourcing für A-Güter, Global Sourcing für C-Güter).
4. Implementierung und Lieferantenauswahl
- Lieferantenaudit: Bewerten Sie die potenziellen Lieferanten nach Kriterien wie Preis, Qualität, Liefertreue, Risikomanagement und Nachhaltigkeit.
- Verhandlung und Vertragsabschluss: Etablierung langfristiger Rahmenverträge.
5. Monitoring und Anpassung
- Legen Sie Key Performance Indicators (KPIs) fest (z.B. Einsparungen, Liefertreue, Reklamationsquote).
- Überwachen Sie die Leistung und passen Sie die Strategie regelmäßig an veränderte Marktbedingungen an. Die Beschaffungsstrategie ist ein lebendiges Dokument.
Fazit: Strategischer Einkauf als Wettbewerbsvorteil
Eine professionell entwickelte und konsequent umgesetzte Beschaffungsstrategie ist heute ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit. Sie ermöglicht nicht nur signifikante Kostenreduktionen, sondern sichert auch die Qualität der Produkte und die Stabilität der Lieferkette – ein unschätzbarer Vorteil in Krisenzeiten. Investieren Sie in Ihren strategischen Einkauf!
FAQ zur Beschaffungsstrategie: Die Wichtigsten Fragen und Antworten
Was ist der Unterschied zwischen Beschaffung und Einkauf?
Einkauf ist die operative Tätigkeit (Bestellungen auslösen, Rechnungen prüfen). Beschaffung ist der strategische Überbegriff, der neben dem Einkauf auch die Bedarfsermittlung, die Marktforschung und die Entwicklung der langfristigen Beschaffungsstrategie umfasst.
Welche Beschaffungsstrategie ist die beste?
Es gibt keine universell “beste” Strategie. Die optimale Strategie hängt von den jeweiligen Gütern ab (z.B. mittels Kraljic-Portfolio kategorisiert) und den Unternehmenszielen. Für strategisch wichtige Güter ist oft Dual oder Multiple Sourcing wegen der Risikominimierung besser, während für unkritische Güter Single Sourcing zur Kostenoptimierung sinnvoll sein kann.
Was ist Total Cost of Ownership (TCO) in der Beschaffung?
TCO, oder Gesamtkosten der Beschaffung, ist eine Methode zur Ermittlung aller Kosten, die über den reinen Kaufpreis hinaus anfallen. Dazu gehören Kosten für Transport, Lagerhaltung, Qualitätskontrolle, Verwaltung, Risiken und eventuelle Entsorgung. Die strategische Beschaffung zielt darauf ab, die TCO zu minimieren, nicht nur den Kaufpreis.
Wie oft sollte eine Beschaffungsstrategie überprüft werden?
Da sich Märkte, Preise und Lieferketten ständig verändern, sollte die Strategie mindestens einmal jährlich überprüft und bei Bedarf angepasst werden. Bei schwerwiegenden externen Ereignissen (z.B. geopolitische Krisen, Rohstoffknappheit) ist eine sofortige Neubewertung notwendig.
Was versteht man unter Modular Sourcing?
Modular Sourcing ist eine Beschaffungsstrategie, bei der keine Einzelteile, sondern bereits vormontierte, funktionsfähige Baugruppen oder Module von spezialisierten Lieferanten bezogen werden. Dadurch reduziert das Unternehmen die eigene Fertigungstiefe und nutzt das Know-how des Lieferanten.
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