Startseite » Branchen » Einkaufsoptimierung für Private Equity

Einkaufsoptimierung für Private Equity

 

Einkaufsoptimierung für Private Equity
Einkaufsoptimierung für Private Equity

Einkaufsoptimierung für Private Equity ist eine der effektivsten Methoden zur sofortigen EBITDA-Steigerung und Maximierung des Unternehmenswerts (Enterprise Value) vor einem Exit. Anders als reine Umsatzsteigerungen wirkt jede Kostensenkung im Einkauf direkt auf den Gewinn (“Bottom Line”).

Die drei Haupthebel sind:

  • Schnelle Kostensenkung (Rapid Cost Take-Out): Fokus auf indirekte Kosten (IT, Energie, Logistik) für schnelle Gewinne in den ersten 100 Tagen.
  • Portfolio-Synergien: Bündelung von Einkaufsvolumina über mehrere Portfoliounternehmen hinweg (Cross-Portfolio Leverage).
  • Digitalisierung & Transparenz: Nutzung von KI-gestützten Spend-Cube-Analysen, um verstreute Ausgabendaten sichtbar zu machen.

Das Ergebnis: Ein eingesparter Euro im Einkauf kann bei einem üblichen Bewertungsmultiple den Unternehmenswert um das 10- bis 15-fache steigern.

 

 

Definition: Einkaufsoptimierung im Private Equity

Die Einkaufsoptimierung im Private Equity (PE) bezeichnet den strategischen Prozess, die Beschaffungsstrukturen, -kosten und -prozesse von Portfoliounternehmen so zu verbessern, dass der Unternehmenswert (Enterprise Value) maximiert wird.

Im Gegensatz zum klassischen Einkauf in Konzernen unterscheidet sich der Ansatz im Private Equity durch drei wesentliche Merkmale:

  1. Geschwindigkeit: Der Fokus liegt auf der schnellen Realisierung von Einsparungen (“Cash-wirksam”), oft innerhalb der ersten 100 Tage nach der Übernahme.
  2. Wertorientierung (Value Creation): Ziel ist nicht nur die Senkung der Kosten (GuV-Effekt), sondern die direkte Steigerung des EBITDA, was über den Bewertungsmultiple den Verkaufspreis beim Exit exponentiell erhöht.
  3. Portfolio-Hebel: Die Nutzung der gebündelten Einkaufsmacht mehrerer Portfoliounternehmen, um Konditionen zu erzielen, die ein einzelner Mittelständler niemals erhalten würde.

Kurz gesagt: Es ist die Transformation des Einkaufs von einer administrativen Bestellfunktion hin zu einem zentralen Treiber der Wertschöpfung im Investment-Zyklus.

 

Warum der Einkauf der “Hidden Champion” im Private Equity ist

Im Private Equity zählt Geschwindigkeit. Während Umsatzwachstum oft Investitionen und Zeit erfordert, liegen Effizienzpotenziale im Einkauf oft brach und können sehr schnell gehoben werden.

Der Hebel auf das EBITDA

Der wichtigste Grund für den Fokus auf den Einkauf ist der EBITDA-Multiple-Effekt.

Ein Rechenbeispiel verdeutlicht dies: Angenommen, ein Portfoliounternehmen erzielt einen Umsatz von 100 Millionen Euro und hat Einkaufskosten von 50 Millionen Euro.

  • Eine Reduzierung der Einkaufskosten um nur 5 % spart 2,5 Millionen Euro.
  • Diese 2,5 Millionen Euro fließen direkt in das EBITDA.
  • Bei einem Exit-Multiple von 10x steigt der Unternehmenswert (Enterprise Value) durch diese Maßnahme um 25 Millionen Euro.

“Im direkten Vergleich der Werttreiber ist der Einkauf ungeschlagen: Während Vertriebserfolge oft nur Cents pro Umsatz-Euro im Gewinn lassen, landet jeder im Einkauf gesparte Euro zu 100 Prozent in der Kasse.”

 

Um den gleichen Effekt über eine Umsatzsteigerung zu erzielen, müsste das Unternehmen (bei einer angenommenen Umsatzrendite von 10 %) den Umsatz um satte 25 Millionen Euro steigern – was deutlich schwieriger ist.

Operative Verbesserung vs. Financial Engineering

In Zeiten steigender Zinsen reicht “Financial Engineering” (Optimierung der Kapitalstruktur) nicht mehr aus, um hohe Renditen zu erzielen. Operating Partners müssen operativen Wert schaffen (“Value Creation”). Der Einkauf bietet hierfür die objektivste und messbarste Plattform.

 

Strategie 1: Der 100-Tage-Plan (Quick Wins)

Direkt nach der Übernahme (Post-Merger Integration) oder zu Beginn eines Value-Creation-Programms ist der 100-Tage-Plan entscheidend. Hier geht es nicht um komplexe strategische Neuausrichtungen, sondern um “Cash in the Bank”.

Schritt A: Transparenz schaffen (Spend Cube)

Die meisten mittelständischen Unternehmen haben keine klare Übersicht über ihre Ausgaben. Daten sind oft in verschiedenen ERP-Systemen verstreut oder in Freitextfeldern versteckt.

  • Maßnahme: Erstellung eines “Spend Cubes” (Ausgabenwürfel).
  • Ziel: Genau zu wissen, wer was, bei wem, zu welchem Preis und in welcher Menge kauft.

Schritt B: Fokus auf indirekte Ausgaben (NPR)

Indirekte Ausgaben (Non-Product Related) wie Energie, Büromaterial, IT-Lizenzen, Reisekosten oder Facility Management werden oft vernachlässigt (“Maverick Buying”).

  • Vorteil: Diese Kategorien sind emotional weniger aufgeladen als strategische Rohstoffe und lassen sich oft schnell neu verhandeln oder bündeln.
  • Aktion: Implementierung strikter Reiserichtlinien und Konsolidierung der Lieferantenanzahl bei C-Teilen.

 
Wünschen Sie hierzu eine Kurzberatung – kostenlos & unverbindlich?
 

Strategie 2: Cross-Portfolio-Synergien nutzen

Ein einzigartiger Vorteil von Private-Equity-Gesellschaften ist der Zugriff auf mehrere Unternehmen gleichzeitig. Dies ermöglicht eine Einkaufsmacht, die das einzelne Portfoliounternehmen allein nie hätte.

Einkaufs-Pools bilden

Durch die Zusammenlegung von Volumina können PE-Fonds Konditionen wie Großkonzerne aushandeln.

Besonders geeignete Kategorien für Pooling:

  • IT-Hardware und Softwarelizenzen: Microsoft-Lizenzen oder Laptops können zentral verhandelt werden.
  • Logistik: Rahmenverträge mit Kurier- (KEP) und Frachtdiensten.
  • Versicherungen: Bündelung von Haftpflicht- oder Cyber-Versicherungen.
  • Energie: Zentrale Beschaffung von Strom und Gas.

Nutzung von GPOs (Group Purchasing Organizations)

Wenn der eigene Fonds nicht groß genug ist oder die Kategorien zu speziell sind, lohnt sich der Anschluss an Einkaufsgesellschaften (GPOs). Diese bündeln die Volumina hunderter Unternehmen und bieten sofortigen Zugriff auf vorverhandelte Rabatte, oft im Bereich von 10 % bis 20 %.

Strategie 3: Prozessoptimierung und Digitalisierung

Neben den Preisen (Savings) muss auch die Struktur (OpEx) optimiert werden. Ein ineffizienter Einkaufsprozess kostet Zeit und Geld.

Working Capital Optimierung

Der Einkauf hat direkten Einfluss auf das Working Capital.

  • Zahlungsziele (DPO – Days Payable Outstanding): Verlängerung der Zahlungsziele bei Lieferanten (z. B. von 30 auf 60 Tage) erhöht sofort die Liquidität.
  • Bestandsmanagement (DIO – Days Inventory Outstanding): Bessere Planung und Just-in-Time-Lieferungen senken die Lagerbindung.

Automatisierung

Veraltete Bestellprozesse (E-Mail, Fax, Telefon) führen zu Fehlern. Die Einführung schlanker E-Procurement-Lösungen für Katalogwaren entlastet den strategischen Einkauf, sodass dieser sich auf echte Werttreiber konzentrieren kann.

 

Deep Dive: Advanced Value Creation & ESG

Während “Quick Wins” das schnelle Geld bringen, sichert der “Deep Dive” den langfristigen Wertzuwachs und minimiert Risiken beim späteren Exit (Due Diligence). Hier geht es weg vom reinen Preisvergleich hin zur strategischen Strukturierung.

Total Value of Ownership (TVO) statt nur Preis

Im fortgeschrittenen Stadium der Einkaufsoptimierung wird nicht mehr nur der Einstandspreis betrachtet, sondern die Gesamtkosten (TCO).

  • Qualitätskosten: Ein billiges Bauteil, das die Ausfallrate in der Produktion um 1 % erhöht, kostet am Ende mehr als ein teureres Bauteil.
  • Logistikkosten: Importe aus Fernost mögen günstiger im Einkauf sein, binden aber durch lange Lieferzeiten extrem viel Working Capital (Lagerbestand).

ESG als Werttreiber beim Exit

Käufer achten heute extrem auf ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). Der Einkauf ist der “Gatekeeper” für die Lieferkette.

  • Risikominimierung: Sicherstellung, dass keine Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette vorliegen (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz).
  • CO2-Footprint: Bevorzugung von Lieferanten, die emissionsarm produzieren. Ein “grünes” Produktportfolio kann den Exit-Multiple signifikant erhöhen, da es das Unternehmen für einen breiteren Käuferkreis attraktiv macht (“Multiple Expansion”).

Make-or-Buy-Analysen

Häufig produzieren mittelständische Unternehmen Komponenten selbst, die am Markt günstiger und besser verfügbar sind. Eine datengestützte Make-or-Buy-Analyse kann hier Kapazitäten freisetzen und Fixkosten variabilisieren.

 

Häufige Fallstricke und wie man sie vermeidet

Selbst die besten Einkaufsstrategien können scheitern, wenn die Umsetzung ignoriert wird.

  • Widerstand der Portfoliounternehmen: Geschäftsführer im Mittelstand lassen sich ungern “von oben” reinreden.
    Lösung: Involvieren Sie das Management frühzeitig. Zeigen Sie, dass die Einsparungen im Unternehmen verbleiben, um Wachstum zu finanzieren.
  • Fokus nur auf den Preis: Billiger ist nicht immer besser. Wenn die Qualität der Rohstoffe sinkt, leidet das Endprodukt.
    Lösung: Betrachten Sie immer die TCO (Total Cost of Ownership), nicht nur den Einstandspreis.
  • Mangelnde Nachhaltigkeit: Datenhygiene wird oft nach dem ersten Projekt vernachlässigt.
    Lösung: Etablieren Sie ein dauerhaftes Einkaufs-Controlling, das monatlich an den PE-Fonds berichtet.

“Die brillanteste Einkaufsstrategie ist wertlos, wenn sie nicht operativ im Alltag verankert wird. Wahre Exzellenz zeigt sich nicht in der Powerpoint-Präsentation, sondern in der Akzeptanz durch die Belegschaft vor Ort.”

 

Fazit zur Einkaufsoptimierung für Private Equity

Einkaufsoptimierung ist für Private Equity kein reines Kostensparprogramm, sondern ein strategisches Werkzeug zur massiven Wertsteigerung. Durch die Kombination aus schnellen Kostensenkungen bei indirekten Ausgaben, der intelligenten Nutzung von Portfolio-Synergien und der Optimierung des Working Capitals können PE-Häuser den Exit-Wert ihrer Beteiligungen signifikant erhöhen.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt nicht nur in der Analyse, sondern in der konsequenten Umsetzung und dem kulturellen “Buy-in” der Portfoliounternehmen. Wer den Einkauf professionell managt, schafft sich einen klaren Wettbewerbsvorteil in einem volatilen Markt.

 

FAQ zur Einkaufsoptimierung für Private Equity

Wie schnell lassen sich Ergebnisse in der Einkaufsoptimierung erzielen?

Erste Ergebnisse (“Quick Wins”) sind oft innerhalb von 3 bis 6 Monaten sichtbar, insbesondere bei indirekten Kosten (Energie, Versicherungen, IT). Komplexere Warengruppen und strategische Partnerschaften benötigen meist 6 bis 12 Monate.

Was ist der Unterschied zwischen direktem und indirektem Einkauf?

Direkter Einkauf: Alles, was direkt in das Endprodukt eingeht (Rohstoffe, Bauteile). Hier ist Qualität und Versorgungssicherheit kritisch.
Indirekter Einkauf: Alles, was für den Betrieb notwendig ist, aber nicht Teil des Produkts ist (Büromaterial, Reisekosten, IT, Energie). Hier liegt oft das größte und schnellste Einsparpotenzial.

Lohnt sich ein externer Berater für die Einkaufsoptimierung?

In vielen Fällen ja. PE-Fonds setzen oft auf spezialisierte Einkaufsberatungen, da diese über Benchmarks (Vergleichsdaten), Warengruppen-Expertise und zusätzliche Ressourcen verfügen, die das Portfoliounternehmen selbst nicht hat. Viele arbeiten zudem erfolgsabhängig.

Wie wirkt sich Einkaufsoptimierung auf die Lieferantenbeziehung aus?

Professionelle Optimierung bedeutet nicht “Preisdrücken um jeden Preis”. Es geht um faire Marktpreise und effiziente Prozesse. Oft stärkt eine Konsolidierung auf weniger Lieferanten (bei höherem Volumen pro Lieferant) die Partnerschaft sogar.

Mario Schmidtgen

Mario Schmidtgen

Co-Founder & CEO

Mario Schmidtgen und Tobias Maurer haben zusammen über 30 Jahre Erfahrung in der Einkaufsberatung.

Tobias Maurer

Co-Founder

“Lassen Sie uns unverbindlich und kostenlos Ihr Einsparpotenzial im Einkauf prüfen, oder direkt loslegen!”