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Einkaufsoptimierung in der Konsumgüterindustrie

 

Einkaufsoptimierung in der Konsumgüterindustrie
Einkaufsoptimierung in der Konsumgüterindustrie

Wettbewerbsvorteile durch strategische BeschaffungDie Einkaufsoptimierung in der Konsumgüterindustrie entscheidet in einem volatilen Marktumfeld heute direkt über die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Sie zielt nicht mehr allein auf niedrigere Einstandspreise (Savings) ab.Vielmehr geht es um einen holistischen Ansatz, der drei Ziele vereint:

  1. Sicherung der Lieferkette: Schutz vor Volatilität und Ausfällen.
  2. Total Cost of Ownership: Reduzierung der Gesamtkosten statt nur des Einkaufspreises.
  3. Innovation & ESG: Nutzung von Lieferantenwissen für nachhaltigere Produkte.

Wer den Einkauf strategisch transformiert, wandelt ihn von einer reinen Kostenstelle zum zentralen Gewinntreiber (Value Driver).

 

 

1. Definition: Was ist Einkaufsoptimierung in der Konsumgüterindustrie (FMCG)?

Unter Einkaufsoptimierung in der Konsumgüterindustrie (Fast Moving Consumer Goods) versteht man den systematischen Prozess, Beschaffungsaktivitäten so zu gestalten, dass die Gesamtkosten (Total Cost of Ownership) über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts minimiert werden, während gleichzeitig Qualität und Verfügbarkeit gesichert bleiben.

Im Gegensatz zu anderen Branchen ist der FMCG-Einkauf durch spezifische Charakteristika geprägt, die die Definition der Optimierung beeinflussen:

  • Hohe Umschlagshäufigkeit: Produkte werden schnell verkauft und müssen ebenso schnell nachproduziert werden (hoher Lagerdruck).
  • Geringe Margen: Da die Einzelgewinne pro Stück oft im Cent-Bereich liegen, haben selbst kleinste Einsparungen im Einkauf einen massiven Hebel auf den Unternehmensgewinn (EBIT).
  • Volatilität: Starke Abhängigkeit von schwankenden Rohstoffpreisen (z. B. Agrarrohstoffe, Öl für Verpackungen).

Optimierung bedeutet in diesem Kontext:
Es ist die Abkehr vom reinen Preisdrücken hin zu einem Wertschöpfungsmanagement. Das Ziel ist es, die richtige Qualität, zur richtigen Zeit, zum besten Gesamtpreis und unter Einhaltung ethischer sowie ökologischer Standards zu beschaffen, um die “On-Shelf-Availability” (Verfügbarkeit im Regal) jederzeit zu garantieren.

 

2. Die neue Realität im FMCG-Einkauf

Die Konsumgüterindustrie steht unter enormem Druck. Während Endkunden preissensibler werden, kämpfen Hersteller mit volatilen Rohstoffmärkten, Energiepreisschwankungen und unterbrochenen Lieferketten. Der Einkauf hat sich von einer reinen “Bestellabteilung” zu einem strategischen Schlüsselfaktor für die Unternehmensrentabilität gewandelt.

“Der Wettbewerb findet heute nicht mehr zwischen einzelnen Unternehmen statt, sondern zwischen deren gesamten Lieferketten.”

Wer heute im Einkauf nur auf den Einstandspreis (Savings) schaut, verliert morgen Marktanteile durch Lieferausfälle oder mangelnde Innovationskraft.

Die Kernherausforderungen

  • Hohe Volatilität: Rohstoffpreise ändern sich nicht mehr quartalsweise, sondern wöchentlich.
  • Time-to-Market: Produktlebenszyklen werden kürzer; der Einkauf muss schneller reagieren.
  • Regulatorik: Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und EU-Vorgaben fordern Transparenz.

 

3. Hebel 1: Datengetriebene Entscheidungen statt Bauchgefühl

Im modernen FMCG-Einkauf sind Daten das neue Gold. Excel-Tabellen reichen nicht mehr aus, um komplexe globale Warenströme zu steuern.

Einsatz von KI und Predictive Analytics

Durch den Einsatz spezialisierter Software können Einkäufer Markttrends vorhersehen, bevor sie eintreten.

  • Bedarfsprognosen: Algorithmen analysieren historische Verkaufsdaten, saisonale Effekte und sogar Wetterdaten, um den Rohstoffbedarf präziser zu planen. Das reduziert Lagerkosten (Working Capital).
  • Preis-Forecasting: KI-Tools scannen Nachrichten und Börsendaten, um Preissprünge bei Commodities (z. B. Weizen, Öl, Kunststoff) zu antizipieren. So können Sie Verträge zum optimalen Zeitpunkt fixieren.

Expertentipp: Starten Sie mit der Bereinigung Ihrer Stammdaten. Ohne saubere Datenbasis (“Clean Data”) liefert auch das beste KI-Tool keine validen Ergebnisse.

 

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4. Hebel 2: Strategisches Lieferantenmanagement (SRM)

In der Konsumgüterindustrie ist Innovation oft lieferantengetrieben (z. B. neue Verpackungsmaterialien oder nachhaltigere Inhaltsstoffe). Ein reines “Preisdrücken” schadet hier langfristig.

Von der Transaktion zur Partnerschaft

  • Altes Modell: Lieferanten gegeneinander ausspielen, um den niedrigsten Preis zu erzielen.
  • Neues Modell: Aufbau von strategischen Partnerschaften mit Schlüssellieferanten (“Preferred Suppliers”).

Vorteile kollaborativer Ansätze

  1. Bevorzugte Belieferung: In Krisenzeiten (Knappheit) werden strategische Partner zuerst beliefert.
  2. Gemeinsame Innovation: Lieferanten binden Sie frühzeitig in die Entwicklung neuer Produkte ein.
  3. Prozesskostenoptimierung: Durch elektronische Anbindung (EDI) werden Bestellprozesse automatisiert.

 

5. Hebel 3: Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Nachhaltigkeit (ESG) ist kein “Nice-to-have” mehr, sondern eine harte Anforderung von Handel und Konsumenten. Der Einkauf ist der Gatekeeper für die Nachhaltigkeit des Endprodukts.

Konkrete Maßnahmen

  • CO2-Tracking: Erfassung des CO2-Fußabdrucks (Scope 3) der eingekauften Waren.
  • Zertifizierungen: Bestehen Sie auf Standards wie Fairtrade, Rainforest Alliance oder Bio-Zertifikaten, um Risiken zu minimieren und Marketingvorteile zu generieren.
  • Kreislaufwirtschaft: Einkauf von recycelbaren Verpackungen oder Rezyklaten statt Virgin-Plastics.

 

6. Hebel 4: Risikominimierung und Resilienz

Die Just-in-Time-Logistik hat ihre Grenzen aufgezeigt. Resilienz (Widerstandsfähigkeit) steht nun oft vor reiner Effizienz.

Strategien gegen Lieferausfälle

  • Dual Sourcing / Multi Sourcing: Verlassen Sie sich niemals auf nur eine Quelle für kritische Rohstoffe. Bauen Sie alternative Lieferanten in unterschiedlichen geopolitischen Regionen auf.
  • Nearshoring: Verlagern Sie die Produktion von Verpackungen oder kritischen Komponenten näher an den Absatzmarkt (z. B. Osteuropa statt Fernost), um Transportzeiten und -risiken zu senken.
  • Sicherheitsbestände: Definieren Sie strategische Pufferlager für A-Materialien neu. Die Kosten für Lagerhaltung sind oft niedriger als der Schaden eines Produktionsstopps.

 

7. Hebel 5: Value Engineering & Design-to-Cost (Deep Dive)

Während die Hebel 1 bis 4 vor allem Prozess- und Marktstrategien behandeln, geht Hebel 5 direkt an das Produkt selbst. Hier liegt oft das größte Einsparpotenzial in der FMCG-Branche (oft 10-20 %), das jedoch am schwierigsten zu heben ist, da es die Zusammenarbeit von Einkauf, F&E (Forschung & Entwicklung) und Marketing erfordert.

“Im Einkauf liegt der Gewinn – denn ein eingesparter Euro steigert das Ergebnis direkter und schneller als ein zusätzlich umgesetzter Euro.”

Es geht nicht darum, “billiger einzukaufen”, sondern “günstiger zu spezifizieren”.

Was ist Value Engineering im Einkauf?

Value Engineering (Wertanalyse) hinterfragt systematisch die Funktionen und Spezifikationen eines Produkts oder einer Verpackung. Die Kernfrage lautet: Welche Eigenschaften stiften dem Kunden wirklich einen Nutzen und welche sind teures “Over-Engineering”?

Die Methode: Cost Breakdown Analysis (CBA)

Um diesen Hebel zu nutzen, müssen Einkäufer die Blackbox des Lieferantenpreises öffnen. Fordern Sie statt eines Pauschalpreises eine detaillierte Kostenaufschlüsselung (Open Book Policy) für:

  • Rohmaterialkosten
  • Energiekosten
  • Fertigungslöhne
  • Overhead & Marge

Nur wer die Kostentreiber kennt, kann sie optimieren.

Praxisbeispiel aus der Verpackungsindustrie

Ein Lebensmittelhersteller kauft Kartonverpackungen für Tiefkühlpizzen.

  • Status Quo: Der Karton hat eine Grammatur von 350g/m² und eine Hochglanzlackierung.
  • Analyse: Der Einkauf stellt fest, dass 60 % der Kosten rein auf das Material (Papierpreis) entfallen.
  • Value Engineering Ansatz: Gemeinsam mit dem Lieferanten und dem internen Marketing wird getestet: Reicht eine Grammatur von 320g/m² aus, um die Stabilität im Kühlregal zu gewährleisten?
  • Ergebnis: Die Reduktion um 30g pro Quadratmeter ist für den Endkunden nicht fühlbar, senkt aber den Materialeinsatz um fast 9 %. Bei Millionen von Einheiten im FMCG-Bereich ergibt dies riesige Einsparungen – und verbessert zusätzlich die CO2-Bilanz.

Checkliste für den Deep Dive: Design-to-Cost

  1. Standardisierung: Nutzen wir für Produkt A und Produkt B unterschiedliche Verschlüsse, obwohl ein Standardverschluss möglich wäre? (Bündelungsvorteile).
  2. Spezifikations-Review: Sind die Toleranzen (z. B. bei der Farbechtheit der Verpackung) zu eng gesetzt? Engere Toleranzen bedeuten mehr Ausschuss beim Lieferanten und damit höhere Preise.
  3. Material-Substitution: Gibt es günstigere Alternativmaterialien, die die gleiche Funktion erfüllen (z. B. Umstieg von Multilayer-Folien auf Monomaterialien, die oft günstiger und besser recycelbar sind)?

 

8. Fazit: Erfolgreiche Einkaufsoptimierung in der Konsumgüterindustrie als Werttreiber

Die Einkaufsoptimierung in der Konsumgüterindustrie erfordert einen kulturellen Wandel. Der moderne CPO (Chief Procurement Officer) ist heute Risikomanager und Innovationsscout zugleich.

Die Erfolgsformel lautet:
Digitalisierung der Prozesse + Diversifizierung der Lieferkette + Value Engineering am Produkt = Langfristiger Wettbewerbsvorteil.

Unternehmen, die jetzt in diese Strukturen investieren, werden Marktschwankungen nicht nur überleben, sondern gestärkt daraus hervorgehen, da sie ihre Margen auch in turbulenten Zeiten schützen können.

 

9. FAQ: Häufige Fragen zur Einkaufsoptimierung in der Konsumgüterindustrie

Was ist der Unterschied zwischen strategischem und operativem Einkauf im FMCG-Bereich?

Der operative Einkauf kümmert sich um das Tagesgeschäft (Bestellabwicklung, Terminverfolgung). Der strategische Einkauf plant langfristig, verhandelt Rahmenverträge, analysiert Märkte und wählt Lieferanten aus. Die nachhaltige Einkaufsoptimierung in der Konsumgüterindustrie findet vor allem im strategischen Bereich statt.

Wie schnell lassen sich Einsparungen realisieren?

Erste Einsparungen durch Bündelung von Bedarfen (Maverick Buying stoppen) oder Neuverhandlungen sind oft innerhalb von 3 bis 6 Monaten möglich. Tiefgreifende strukturelle Änderungen wie Value Engineering oder Dual Sourcing benötigen meist 12 bis 24 Monate.

Welche Rolle spielt Maverick Buying?

Maverick Buying bezeichnet das wilde Einkaufen am Einkauf vorbei. In der Konsumgüterindustrie führt dies zu hohen unsichtbaren Kosten und fehlender Compliance. Eine strikte “No PO, no Pay”-Politik (Keine Bestellung ohne Bestellnummer) ist eine der einfachsten Methoden zur sofortigen Kostenkontrolle.

Ist Einkaufsoptimierung in der Konsumgüterindustrie nur für Konzerne sinnvoll?

Nein. Gerade mittelständische FMCG-Unternehmen profitieren enorm, da sie oft agiler sind. Durch Einkaufskooperationen können auch kleinere Spieler Konditionen wie Großkonzerne erzielen und ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern.

Mario Schmidtgen

Mario Schmidtgen

Co-Founder & CEO

Mario Schmidtgen und Tobias Maurer haben zusammen über 30 Jahre Erfahrung in der Einkaufsberatung.

Tobias Maurer

Co-Founder

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