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Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie

 

Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie
Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie

Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie bezeichnet die strategische Weiterentwicklung von Beschaffungsprozessen, um nicht nur Materialkosten zu senken, sondern auch Lieferketten gegen Disruptionen abzusichern. Durch den Einsatz von Digitalisierung (KI), nachhaltigem Lieferantenmanagement und einer Abkehr von reinen Preisverhandlungen hin zu Wertschöpfungspartnerschaften sichern Hersteller und Zulieferer ihre Wettbewerbsfähigkeit während der Transformation zur E-Mobilität.

 

 

1. Definition: Was bedeutet Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie?

Die Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie umfasst alle strategischen und operativen Maßnahmen, um die Beschaffung von Produktionsmaterialien, Rohstoffen und Dienstleistungen zu verbessern. Anders als in anderen Branchen geht es hierbei nicht nur um die Senkung des Einkaufspreises (“Savings”).

Im Kern zielt die Optimierung auf drei Bereiche ab:

  • Kosteneffizienz: Reduzierung der Total Cost of Ownership (TCO).
  • Risikominimierung: Sicherstellung der “Just-in-Time”-Belieferung trotz volatiler Weltmärkte.
  • Innovationszugang: Frühzeitige Einbindung von Lieferanten in die Fahrzeugentwicklung.

Kurz gesagt: Es ist der Wandel vom “Bestellschreiber” zum strategischen Wertschöpfungspartner im Automotive-Sektor.

 

2. Status Quo: Warum der Einkauf sich wandeln muss

Die Branche befindet sich im größten Wandel ihrer Geschichte. Der Einkauf (Procurement) steht dabei im Zentrum des Sturms. Lange Zeit galt das Diktat der reinen Preisdrückerei bei Zulieferern als das Maß aller Dinge.

Doch Halbleitermangel und geopolitische Spannungen haben gezeigt: Ein billiger Einkauf ist nutzlos, wenn das Band stillsteht.

“Der Gewinn liegt heute nicht mehr allein im Einkaufspreis, sondern in der Stabilität und Flexibilität der Lieferkette.”

Moderne Strategien müssen heute ein “Magisches Dreieck” ausbalancieren:

  • Kostenreduktion: Weiterhin essenziell für die Marge der OEMs und Tier-1 Zulieferer.
  • Versorgungssicherheit: Vermeidung von Abrissen in der Lieferkette (Supply Chain Resilience).
  • Nachhaltigkeit (ESG): Einhaltung von Lieferkettengesetzen und CO2-Zielen.

 

3. Die 4 Säulen der modernen Einkaufsoptimierung

Um den Einkauf zukunftsfähig zu machen, sollten Entscheider auf folgende vier strategische Säulen setzen:

A. Strategisches Lieferantenmanagement (SRM)

Weg vom reinen Preisdruck, hin zur Partnerschaft. Lieferanten werden frühzeitig in die Entwicklung eingebunden (Early Supplier Involvement). Dies verhindert teure Änderungen in späten Phasen.

B. Diversifizierung (Multi-Sourcing)

Die Abhängigkeit von Single-Source-Lieferanten ist ein hohes Risiko. Die Optimierung liegt hier im Aufbau alternativer Bezugsquellen – oft regional diversifiziert (z. B. “China plus One” Strategie).

C. Warengruppenmanagement

Nicht jedes Teil braucht die gleiche Strategie.

  • A-Teile (z.B. Batteriezellen, Chips): Hier stehen strategische Allianzen und Versorgungssicherheit im Fokus.
  • C-Teile (z.B. Schrauben): Hier steht die Prozesskostenoptimierung (Automatisierung) im Vordergrund.

D. Total Cost of Ownership (TCO)

Der günstigste Preis ist oft trügerisch. Eine optimierte Beschaffung betrachtet die TCO: Kaufpreis + Logistik + Lagerhaltung + Qualitätsrisiken + CO2-Zertifikate.

 
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4. Deep Dive: Cost Break Down (CBD) & Shadow Calculation

In der professionellen Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie akzeptieren Einkäufer selten einen Pauschalpreis. Um echte Optimierungspotenziale zu heben, wird die Methode des Cost Break Down (CBD) angewendet.

Was ist CBD?

Hierbei wird der Preis eines Bauteils in seine atomaren Bestandteile zerlegt. Der Einkäufer fordert vom Lieferanten Transparenz über:

  • Rohmaterialkosten: (Gewicht des Bauteils minus Schrott x Kilopreis)
  • Fertigungskosten: (Zykluszeit der Maschine x Maschinestundensatz)
  • Overhead: (Verwaltungskosten, Logistik)
  • Marge: (Der Gewinnaufschlag des Lieferanten)

Die Shadow Calculation (Schattenkalkulation)

Parallel dazu erstellt der Einkauf eine eigene Kalkulation (“Shadow Calculation”). Experten berechnen intern, was das Bauteil idealerweise kosten dürfte, basierend auf Benchmarks und Rohstoffindizes.

Der Optimierungs-Hebel:
Liegt das Angebot des Lieferanten über der Schattenkalkulation, wird nicht einfach gefeilscht. Stattdessen diskutiert man faktenbasiert über technische Parameter (z. B. “Können wir die Zykluszeit senken, wenn wir den Stahl ändern?”). Dies führt zu einer Open-Book-Policy, bei der gemeinsam Kosten aus dem Prozess genommen werden, anstatt nur die Marge des Lieferanten zu drücken.

 

5. Digitalisierung und KI als Hebel

Ohne digitale Tools ist eine echte Optimierung heute kaum noch möglich. Excel-Listen reichen für die Komplexität globaler Lieferketten nicht mehr aus.

“Digitalisierung im Einkauf ist kein reines IT-Thema, sondern die unverzichtbare Basis für jede strategische Entscheidung in Echtzeit.”

Wichtige Technologien:

  • Process Mining: Analysiert die realen Einkaufsdaten, um Ineffizienzen aufzudecken.
  • KI-gestützte Bedarfsprognosen: Algorithmen sagen Schwankungen voraus und optimieren Bestände.
  • Automatisierte Ausschreibungen (eSourcing): Plattformen vergleichen Angebote weltweit in Sekunden.

Praxis-Tipp: Starten Sie mit der Datenbereinigung. KI-Tools sind nur so gut wie die Datenbasis (Stammdatenqualität).

 

6. Besonderheiten: Transformation zur E-Mobilität

Der Wechsel zum Elektroantrieb verändert die Beschaffungsstruktur radikal.

Was sich ändert:

  • Neue Rohstoffe: Fokus auf Lithium, Kobalt, Nickel statt Stahl und Guss.
  • Software als “Bauteil”: Lizenzmodelle statt Stückpreise.
  • Wertschöpfungstiefe: Da Batterien ca. 40% der Fahrzeugkosten ausmachen, entscheiden sich viele OEMs für “Make” statt “Buy”.

Die Einkaufsoptimierung bedeutet hier: Sicherung des Zugriffs auf knappe Rohstoffe durch langfristige Abnahmeverträge direkt mit Minenbetreibern.

 

7. Fazit: Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie

Eine erfolgreiche Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie ist heute weit mehr als reine Preisverhandlung. Sie fungiert als zentraler Risikomanager und Innovationsmotor. Wer seine Beschaffung in diesem Sektor nur auf Einsparungen trimmt, riskiert die Lieferfähigkeit.

Die Erfolgsformel:
Sichtbarkeit durch Daten erhöhen + Partnerschaften stärken + Risiken diversifizieren.

Nur wer dieses Mindset adaptiert, wird die Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie als echten Wettbewerbsvorteil nutzen.

 

8. FAQ: Häufige Fragen zur Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie

Was ist der größte Hebel bei der Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie?

Neben der Preisverhandlung ist die Standardisierung und Modularisierung von Bauteilen der größte Hebel. Weniger Varianten bedeuten höhere Volumina und geringere Prozesskosten.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit (ESG) für die Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie?

Eine entscheidende. Durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) müssen Einkäufer Transparenz bis zum Rohstoff gewährleisten. Eine strategische Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie sortiert Lieferanten mit schlechter ESG-Bilanz frühzeitig aus, um Risiken zu vermeiden.

Wie hilft KI bei der Einkaufsoptimierung in diesem Sektor?

KI unterstützt die Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie primär durch Risikoerkennung (Vorhersage von Lieferkettenstörungen) und komplexe Preisanalysen bei Rohstoffen.

Was bedeutet Maverick Buying im Kontext der Automobilindustrie?

Maverick Buying bezeichnet den Einkauf am offiziellen Prozess vorbei (“wilder Einkauf”). Ein Ziel der Einkaufsoptimierung in der Automobilindustrie ist es, diese Quote durch benutzerfreundliche eProcurement-Systeme zu senken.

Mario Schmidtgen

Mario Schmidtgen

Co-Founder & CEO

Mario Schmidtgen und Tobias Maurer haben zusammen über 30 Jahre Erfahrung in der Einkaufsberatung.

Tobias Maurer

Co-Founder

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