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Einkaufsoptimierung in Pharma & Health Care

 

Einkaufsoptimierung in Pharma & Health Care
Einkaufsoptimierung in Pharma & Health Care

Einkaufsoptimierung in Pharma und Health Care bezeichnet die strategische Neuausrichtung der Beschaffungsprozesse mit dem Ziel, Kosten zu senken, die Versorgungssicherheit zu maximieren und regulatorische Compliance (GxP) sicherzustellen.Die Kernhebel sind:

  • Digitalisierung: Einsatz von E-Procurement und KI zur Prozessautomatisierung.
  • Warengruppenmanagement: Bündelung von Bedarfen und strategische Segmentierung (Kraljic-Matrix).
  • Risikomanagement: Diversifizierung der Lieferkette zur Vermeidung von Engpässen bei kritischen Wirkstoffen (APIs).
  • Compliance: Strikte Einhaltung von Lieferkettengesetzen und Qualitätsstandards.

Durch professionelles Einkaufsmanagement können Unternehmen in dieser Branche durchschnittlich 8 bis 15 % der Beschaffungskosten einsparen, ohne die Patientensicherheit zu gefährden.

 

Inhaltsverzeichnis

 

1. Definition: Was bedeutet Einkaufsoptimierung in Pharma & Health Care?

Unter Einkaufsoptimierung in Pharma & Health Care versteht man den systematischen Prozess, Beschaffungsaktivitäten so zu gestalten, dass ein optimales Gleichgewicht zwischen Kostenreduktion, Qualitätsanforderungen und Versorgungssicherheit erreicht wird.

Anders als in anderen Branchen geht es hier nicht nur um den niedrigsten Einstandspreis (“Savings”). Die Definition umfasst vielmehr:

  • Prozessoptimierung: Reduzierung der Durchlaufzeiten von der Anforderung bis zur Zahlung (Procure-to-Pay).
  • Compliance-Sicherung: Gewährleistung, dass alle Lieferanten und Produkte den strengen regulatorischen Vorgaben (z. B. GxP, MDR, FDA-Vorgaben) entsprechen.
  • Wertbeitrag: Transformation des Einkaufs von einer administrativen Bestellabteilung zu einem strategischen Wertschöpfungspartner, der Innovationen der Lieferanten ins Unternehmen holt.

Kurz gesagt: Es ist der Übergang von der operativen Beschaffung zum strategischen Supply Chain Management unter streng regulierten Bedingungen.

 

2. Besonderheiten der Beschaffung im Gesundheitswesen

Der Einkauf in der Pharma- und Gesundheitsbranche unterscheidet sich fundamental von anderen Industrien. Ein Einkaufsleiter in diesem Sektor steht vor einem “Magischen Dreieck” aus drei konkurrierenden Zielen:

  • Kosten: Der Kostendruck durch Gesundheitssysteme und Generika-Konkurrenz steigt stetig.
  • Qualität & Compliance: GMP (Good Manufacturing Practice) und GDP (Good Distribution Practice) sind nicht verhandelbar.
  • Verfügbarkeit: Ein Lieferabriss kann lebensbedrohliche Konsequenzen für Patienten haben.

Eine reine Preisdrückerei funktioniert hier nicht. Erfolgreiche Optimierung muss daher immer ganzheitlich (Total Cost of Ownership) gedacht werden.

 

3. Strategische Handlungsfelder zur Optimierung

Um den Einkauf zu transformieren, müssen Unternehmen weg vom rein operativen “Bestellschreiben” hin zum strategischen Management.

“Der Einkauf der Zukunft wird nicht daran gemessen, wie viel er spart, sondern welchen Wertbeitrag er zur Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des Unternehmens leistet.”

 

Bündelung von Volumina

In vielen Kliniken und Pharmaunternehmen wird dezentral bestellt. Jede Abteilung kauft eigenständig Laborbedarf oder Büromaterial.

  • Lösung: Einführung eines zentralen Lead-Buyer-Konzepts.
  • Effekt: Höhere Marktmacht gegenüber Lieferanten und bessere Konditionen.

Bekämpfung von Maverick Buying

“Maverick Buying” bezeichnet das wilde Einkaufen am Einkauf vorbei. Dies ist im Health-Care-Sektor weit verbreitet (z. B. Ärzte, die bevorzugtes OP-Besteck direkt bestellen).

  • Risiko: Keine verhandelten Konditionen, fehlende Compliance-Prüfung.
  • Lösung: Implementierung von freigegebenen Katalogen und strengen Genehmigungsworkflows.

Lieferantenkonsolidierung

Oft existieren hunderte Lieferanten für ähnliche Produktkategorien.

  • Strategie: Reduzierung der Lieferantenbasis auf strategische Partner. Dies senkt die administrativen Prozesskosten enorm, da weniger Stammdaten gepflegt und weniger Rechnungen geprüft werden müssen.

 
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4. Deep Dive: Strategisches Warengruppenmanagement & die Kraljic-Matrix

Echte Einkaufsoptimierung in Pharma & Health Care entsteht nicht durch “Gießkannen-Prinzipien”, sondern durch differenzierte Strategien pro Warengruppe. Das wichtigste Werkzeug hierfür ist die sogenannte Kraljic-Matrix. Sie klassifiziert Einkaufsgüter anhand von zwei Dimensionen: Versorgungsrisiko und Einfluss auf das Ergebnis (Gewinn).

Für den Pharma-Einkauf ergeben sich daraus vier klare Strategien:

A. Strategische Güter (Hohes Risiko / Hoher Einfluss)

  • Beispiele: Patentierte APIs (Wirkstoffe), spezialisierte CDMO-Dienstleistungen (Lohnherstellung), kritische Laborgeräte.
  • Strategie: Partnerschaft. Hier darf nicht der Preis im Fokus stehen, sondern die Innovationskraft und Zuverlässigkeit.
  • Maßnahme: Langfristige Verträge, enge Integration der IT-Systeme, gemeinsame Innovation-Workshops.

B. Engpass-Güter (Hohes Risiko / Niedriger Einfluss)

  • Beispiele: Spezifische Filter, seltene Reagenzien, patentierte Ersatzteile für Verpackungslinien.
  • Strategie: Sicherung. Diese Teile sind günstig, aber wenn sie fehlen, steht die Produktion.
  • Maßnahme: Sicherheitsbestände erhöhen, alternative Lieferanten qualifizieren (Dual Sourcing), langfristige Rahmenverträge zur Mengensicherung abschließen.

C. Hebel-Güter (Niedriges Risiko / Hoher Einfluss)

  • Beispiele: Standard-Verpackungsmaterial (Kartonagen), Standard-Hilfsstoffe (Excipients), Energie, Fuhrpark.
  • Strategie: Wettbewerb. Hier gibt es viele Anbieter und hohe Volumina.
  • Maßnahme: Aggressive Ausschreibungen (Tenders), Nutzung von E-Auctions, Ausnutzung der Marktmacht. Hier liegt oft das größte Einsparpotenzial (Savings).

D. Unkritische Güter (Niedriges Risiko / Niedriger Einfluss)

  • Beispiele: Büromaterial, Catering, einfache Reinigungsmittel.
  • Strategie: Prozessoptimierung. Der Prozess kostet hier oft mehr als das Produkt selbst.
  • Maßnahme: Automatisierung über E-Kataloge, Reduzierung der Lieferantenanzahl, Sammelrechnungen (Monatsrechnung). Ziel ist die Minimierung des administrativen Aufwands.

Fazit des Deep Dive: Wer APIs genauso einkauft wie Büromaterial, verschwendet Ressourcen und gefährdet die Versorgung. Die Segmentierung ist der Schlüssel zum Erfolg.

 

5. Der unterschätzte Hebel: Indirekter Einkauf

Während beim direkten Material (Wirkstoffe, Rohstoffe) oft schon hart verhandelt wird, liegt im sogenannten “Indirekten Einkauf” (Indirect Spend) oft das größte Einsparpotenzial.

Hierzu zählen:

  • IT-Dienstleistungen und Software
  • Marketing und Agenturleistungen
  • Facility Management und Energie
  • Logistikdienstleistungen
  • Reisekosten und Flottenmanagement

Warum hier Optimierungspotenzial liegt:
Diese Bereiche werden oft von den Fachabteilungen “nebenbei” beschafft. Ein professioneller Einkauf kann hier durch Ausschreibungen und Rahmenverträge oft zweistellige Einsparungen realisieren, ohne die Qualität der Rohstoffe zu beeinflussen.

 

6. Digitalisierung und Daten im Pharma-Einkauf

Ohne Daten keine Optimierung. Viele Einkaufsabteilungen arbeiten noch mit Excel-Listen und E-Mail-Zuruf.

“Wer seine Daten nicht beherrscht, beherrscht auch seine Lieferkette nicht. Transparenz ist die Währung des modernen Einkaufsmanagements.”

 

Wichtige digitale Tools:

  • Spend Analysis Software: Macht transparent, wer was bei wem zu welchem Preis kauft. Nur wer seine Ausgaben kennt, kann sie steuern.
  • E-Sourcing Plattformen: Ermöglichen strukturierte Ausschreibungen und Auktionen (E-Auctions) für standardisierbare Güter.
  • Procure-to-Pay (P2P) Systeme: Automatisieren den gesamten Ablauf von der Bestellanforderung bis zur Rechnungsbegleichung. Dies reduziert die Prozesskosten drastisch.

Tipp: Starten Sie mit der Datenbereinigung. Schlechte Stammdaten sind der häufigste Grund für das Scheitern von Digitalisierungsprojekten im Einkauf.

 

7. Risikomanagement und Versorgungssicherheit

Spätestens seit den globalen Lieferkettenschwierigkeiten ist Risikomanagement zur CEO-Priorität geworden. Im Pharma-Bereich ist dies besonders kritisch.

Strategien zur Risikominimierung:

  • Dual Sourcing: Aufbau von Zweitlieferanten für kritische Materialien, idealerweise in unterschiedlichen geopolitischen Regionen (z. B. China + Europa).
  • Lieferanten-Audits: Regelmäßige Überprüfung der finanziellen Stabilität und der Compliance (ESG-Kriterien, Lieferkettengesetz) der Partner.
  • Bestandsmanagement: Strategische Erhöhung der Sicherheitsbestände für kritische Komponenten, um Volatilitäten abzufedern.

8. Fazit zur Einkaufsoptimierung in Pharma & Health Care

Die Einkaufsoptimierung in Pharma & Health Care ist kein reines Kostensenkungsprogramm. Sie ist ein strategischer Hebel zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und der Patientenversorgung.

Unternehmen, die ihren Einkauf digitalisieren, mittels Warengruppenmanagement differenzierte Strategien fahren und indirekte Ausgaben professionell managen, werden nicht nur ihre Marge verbessern, sondern auch widerstandsfähiger gegen Krisen sein. Der Schlüssel liegt in der Abkehr vom reinen Preisvergleich hin zum wertorientierten Lieferantenmanagement.

 

9. FAQ zur Einkaufsoptimierung in Pharma & Health Care

Was ist der Unterschied zwischen direktem und indirektem Einkauf in der Pharma?

Der direkte Einkauf umfasst alles, was unmittelbar in das Endprodukt eingeht (z. B. chemische Wirkstoffe, Hilfsstoffe, Primärverpackung). Der indirekte Einkauf umfasst Güter und Dienstleistungen, die für den Betrieb notwendig sind, aber nicht Teil des Produkts werden (z. B. IT, Reinigung, Maschinenwartung, Büromaterial).

Wie hilft KI bei der Einkaufsoptimierung in Pharma & Health Care?

Künstliche Intelligenz kann große Datenmengen analysieren, um Muster zu erkennen (z. B. Preisabweichungen), Bedarfsprognosen zu verbessern (Predictive Analytics) und Risiken in der Lieferkette frühzeitig zu melden (z. B. durch News-Scraping zu Lieferanten).

Was bedeutet GxP-konformer Einkauf?

GxP steht für “Good x Practice” (z. B. GMP für Manufacturing, GDP für Distribution). Ein GxP-konformer Einkauf stellt sicher, dass alle beschafften Materialien und Dienstleistungen den strengen qualitativen Anforderungen der Regulierungsbehörden entsprechen. Der Einkauf muss sicherstellen, dass Lieferanten qualifiziert und auditiert sind.

Warum ist Maverick Buying im Krankenhaus so teuer?

Wenn Fachabteilungen eigenmächtig bestellen, umgehen sie ausgehandelte Rahmenverträge. Das führt zu höheren Produktpreisen, höheren Prozesskosten (viele Einzelrechnungen statt Sammelrechnungen) und rechtlichen Risiken. Zudem fehlt der Überblick über die Gesamtausgaben.

Mario Schmidtgen

Mario Schmidtgen

Co-Founder & CEO

Mario Schmidtgen und Tobias Maurer haben zusammen über 30 Jahre Erfahrung in der Einkaufsberatung.

Tobias Maurer

Co-Founder

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