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Einkaufsoptimierung in Transport & Logistik

 

Einkaufsoptimierung in Transport & Logistik
Einkaufsoptimierung in Transport & Logistik

Einkaufsoptimierung in Transport und Logistik bezeichnet den strategischen Prozess, Frachtraten, Dienstleisterverträge und interne Beschaffungsvorgänge so zu gestalten, dass Kosten gesenkt und gleichzeitig die Versorgungssicherheit maximiert wird.In einem volatilen Marktumfeld verlagert sich der Fokus von reinen Preisverhandlungen hin zu datengestützten Entscheidungen, digitalem Tender-Management und partnerschaftlichem Lieferantenmanagement. Erfolgreiche Optimierung kann die Logistikkosten durchschnittlich um 8 % bis 15 % senken.

 

 

1. Definition: Was ist Einkaufsoptimierung in der Logistik?

Einkaufsoptimierung im Bereich Transport und Logistik wird oft missverstanden als reine Preisverhandlung mit Speditionen. In der Praxis ist der Begriff jedoch wesentlich umfassender.

Es handelt sich um einen ganzheitlichen strategischen Ansatz, der darauf abzielt, das bestmögliche Verhältnis zwischen Kosten, Servicequalität (Liefertreue, Laufzeiten) und Risiko zu erreichen. Dabei geht es nicht nur um den Einkauf von Frachtraum (“Einkauf von Kilometern”), sondern um die Optimierung der gesamten Beschaffungskette.

Kernaspekte der Definition:

  • Beyond Price (Mehr als nur der Preis): Betrachtung der “Total Landed Costs” (Gesamtkosten bis zum Bestimmungsort) statt nur der reinen Frachtrate.
  • Prozessorientierung: Analyse interner Abläufe – wie werden Transporte beauftragt, gebündelt und abgerechnet?
  • Modus-Unabhängigkeit: Die Optimierung betrifft alle Verkehrsträger (Straße, Schiene, See, Luft) sowie Lagerlogistik und Kontraktlogistik.
  • Datenbasiert: Entscheidungen beruhen auf KPIs und Marktanalysen, nicht auf “Bauchgefühl” oder historischen Gewohnheiten.

Kurz gesagt: Einkaufsoptimierung transformiert den Logistikeinkauf von einer reinen Bestellfunktion zu einem wertschöpfenden Partner im Unternehmen.

 

2. Warum der Logistikeinkauf jetzt handeln muss

Der Einkauf in der Logistikbranche steht unter immensem Druck. Es geht nicht mehr nur darum, die günstigste Spedition zu finden. Globale Lieferketten sind fragil, und die Volatilität der Frachtraten macht langfristige Planungen schwierig.

Veraltete Strukturen, in denen der Einkauf rein operativ (“Bestellung auslösen”) agiert, verbrennen Geld. Eine strategische Neuausrichtung ist notwendig, um:

  • Margen trotz steigender Energiekosten zu sichern.
  • Abhängigkeiten von einzelnen Dienstleistern zu reduzieren.
  • Transparenz über die tatsächlichen Kostenstrukturen zu erhalten.

“Der moderne Logistikeinkauf darf nicht länger nur ‘Preise drücken’, sondern muss Risiken managen. Wer heute nur auf die billigste Rate schaut, zahlt morgen oft doppelt durch Prozessfehler und fehlende Kapazitäten.”

 

3. Die 4 Hebel der Einkaufsoptimierung

Um nachhaltige Einsparungen zu erzielen, sollten Sie an folgenden vier strategischen Hebeln ansetzen:

A. Bündelung von Volumen (Pooling)

Zersplitterte Volumina sind der Feind guter Konditionen. Analysieren Sie Ihre Warenströme:

  • Können Sendungen verschiedener Standorte zusammengefasst werden?
  • Lassen sich Teilladungen (LTL) durch Konsolidierung zu Komplettladungen (FTL) wandeln?
  • Durch die Bündelung erhöhen Sie Ihre Verhandlungsmacht gegenüber Frachtführern massiv.

B. Standardisierung der Ausschreibungen (Tender Management)

Viele Unternehmen schreiben Frachten unregelmäßig oder basierend auf “Bauchgefühl” aus. Ein optimierter Einkauf nutzt standardisierte Tender-Prozesse. Definieren Sie klare SLAs (Service Level Agreements) vor der Ausschreibung, damit Angebote vergleichbar bleiben (“Äpfel mit Äpfeln”).

C. Lieferantenmanagement (SRM)

Der billigste Anbieter ist oft der teuerste, wenn die Ware zu spät kommt oder beschädigt wird. Bewerten Sie Ihre Logistikdienstleister regelmäßig anhand von KPIs wie:

  • Pünktlichkeit (On-Time Performance).
  • Schadensquote.
  • Reaktionsgeschwindigkeit bei Problemen.

Trennen Sie sich konsequent von leistungsschwachen Partnern (“C-Lieferanten”) und bauen Sie strategische Partnerschaften mit “A-Lieferanten” aus.

D. Frachtkostenprüfung (Freight Audit)

Studien zeigen, dass bis zu 5 % aller Frachtrechnungen fehlerhaft sind (falsche Gewichte, nicht vereinbarte Zuschläge, Doppelberechnungen). Die Implementierung einer automatisierten Rechnungsprüfung ist oft der schnellste Weg zu direkten Einsparungen (“Quick Wins”).

 

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4. Deep Dive: Frachtnebenkosten und Zuschlagsmanagement

Während viele Einkäufer erbittert um die Basisfrachtrate (Base Rate) verhandeln, verstecken sich die wahren Margenkiller oft im Kleingedruckten: den Frachtnebenkosten (Surcharges) und variablen Zuschlägen. Eine echte Einkaufsoptimierung erfordert hier ein tiefes Verständnis.

Das Problem: Der “Eisberg-Effekt”

Die Basisrate ist oft nur der sichtbare Teil des Preises. Darunter verbergen sich variable Kosten, die die Gesamtrechnung um 20 % bis 40 % in die Höhe treiben können.

“Man kann nicht optimieren, was man nicht misst. Absolute Transparenz über Zuschläge und Nebenkosten ist der einzig wirksame Hebel, um versteckte Kostentreiber in der Lieferkette dauerhaft zu eliminieren.”

 

Die wichtigsten Hebel im Zuschlagsmanagement:

1. Diesel- und Energiekosten-Floater (BAF/FAF)
Akzeptieren Sie keine willkürlichen “Dieselexpress”-Zuschläge.

  • Best Practice: Vereinbaren Sie ein transparentes Floater-Modell basierend auf einem neutralen Index (z. B. Destatis in Deutschland oder OMG).
  • Der Trick: Definieren Sie den “Nullpunkt” (Basispreis des Diesels) und den Anteil des Treibstoffs an den Gesamtkosten (meist ca. 25–30 %) vertraglich genau. Steigt der Dieselpreis um 10 %, darf sich nur der Treibstoffanteil der Frachtrate erhöhen, nicht die gesamte Rate.

2. Standgelder (Demurrage & Detention)
Besonders in der Seefracht und bei LKW-Entladungen entstehen hier enorme Kosten durch Ineffizienz.

  • Einkaufs-Tipp: Verhandeln Sie längere “Free Times” (freie Lade-/Entladezeiten) im Rahmenvertrag.
  • Interne Optimierung: Sorgen Sie dafür, dass an der Rampe Prozesse optimiert werden. Wenn der LKW steht, weil das Lager nicht besetzt ist, ist das kein Einkaufsfehler, sondern ein operatives Versäumnis, das das Budget belastet.

3. Maut und Security Surcharges (SSC)
Diese Kosten sind oft staatlich reguliert (Durchlaufposten), werden aber von Dienstleistern manchmal mit einem Verwaltungsauschlag versehen.

  • Prüfung: Fordern Sie Transparenz. Maut sollte 1:1 ohne Marge weiterberechnet werden.

4. “All-in” vs. detaillierte Raten
Vermeiden Sie Pauschalpreise (“All-in”), es sei denn, das Risiko liegt komplett beim Dienstleister. Detaillierte Raten (Basis + Maut + Diesel) verursachen zwar mehr Aufwand bei der Prüfung, bieten aber die einzige Möglichkeit, bei fallenden Energiepreisen auch sofort von Kostensenkungen zu profitieren.

 

5. Digitalisierung: Von Excel zu E-Sourcing

Die manuelle Verwaltung von Frachtraten in Excel-Tabellen ist fehleranfällig und langsam. Moderne Einkaufsoptimierung benötigt digitale Tools.

Vorteile von E-Sourcing-Tools und Transport Management Systemen (TMS):

  • Markttransparenz: Zugriff auf aktuelle Benchmarks und Ratenindizes (z. B. für Seefracht oder Straßentransport).
  • Szenario-Analyse: Tools können simulieren: “Was passiert mit meinen Gesamtkosten, wenn ich Anbieter X für Route A und Anbieter Y für Route B wähle?”
  • Geschwindigkeit: Ausschreibungen, die früher Wochen dauerten, können in Tagen abgewickelt werden.

Wichtig: Datenqualität ist die Basis. Bevor Sie ein Tool einführen, müssen Ihre Stammdaten (Sendungsstrukturen, Relationen, Gewichte) bereinigt werden.

 

6. Spot-Markt vs. Kontraktlogistik: Die richtige Mischung

Ein häufiger Fehler ist die einseitige Fixierung auf nur eine Beschaffungsart. Eine optimierte Strategie nutzt eine hybride Herangehensweise.

Kontraktlogistik (Feste Verträge):

  • Einsatz: Für stabile Basisvolumina (Grundlast) auf Hauptrelationen.
  • Vorteil: Preissicherheit und garantierter Laderaum.
  • Nachteil: Wenig Flexibilität bei sinkenden Marktpreisen.

Spot-Markt (Tagespreise):

  • Einsatz: Für Volumenspitzen, Sonderfahrten oder unregelmäßige Relationen.
  • Vorteil: Nutzung günstiger Marktphasen; hohe Flexibilität.
  • Nachteil: Risiko hoher Preise bei Kapazitätsengpässen; hoher operativer Aufwand ohne Automatisierung.

Die Strategie: Sichern Sie ca. 70–80 % Ihres Volumens über Kontrakte ab und nutzen Sie für die restlichen 20–30 % den Spot-Markt, um flexibel zu bleiben.

 

7. Nachhaltigkeit als Einkaufsfaktor

Green Logistics ist kein reines Marketing-Thema mehr, sondern ein harter Einkaufsfaktor. Zunehmende CO2-Bepreisung (wie die Mauterhöhung in Deutschland) macht emissionsarme Logistik wirtschaftlich relevant.

  • Integrieren Sie CO2-Reporting in Ihre Ausschreibungen.
  • Bevorzugen Sie Dienstleister mit modernen Flotten (Euro-6, E-LKW, LNG) oder intermodalen Lösungen (Schiene statt Straße).
  • Optimierte Routenplanung spart Kilometer und damit Kraftstoffkosten und Emissionen gleichermaßen.

 

8. Fazit: Einkaufsoptimierung in Transport und Logistik erfolgreich umsetzen

Die Einkaufsoptimierung in Transport und Logistik ist ein fortlaufender Prozess, kein einmaliges Projekt. In einem Markt, der von Fahrermangel und Kostendruck geprägt ist, gewinnt nicht derjenige mit den härtesten Bandagen, sondern derjenige mit der besten Datengrundlage.

Unternehmen, die ihre Volumina bündeln, Nebenfrachtkosten (Surcharges) aktiv managen und eine gesunde Balance zwischen Spot- und Kontraktmarkt finden, können ihre Logistikkosten signifikant senken, ohne die Lieferqualität zu gefährden.

9. Häufige Fragen (FAQ) zur Einkaufsoptimierung in Transport und Logistik

Wie viel kann man durch Logistik-Einkaufsoptimierung sparen?

Erfahrungswerte zeigen, dass Unternehmen durch professionelles Tender-Management und Bündelungseffekte Einsparungen zwischen 8 % und 15 % der Frachtkosten realisieren können, ohne die Servicequalität zu senken.

Was ist der Unterschied zwischen strategischem und operativem Logistikeinkauf?

Der operative Einkauf kümmert sich um das Tagesgeschäft (Abrufe, akute Problemlösung, Rechnungsprüfung). Der strategische Einkauf beschäftigt sich mit der langfristigen Ausrichtung, Lieferantenentwicklung, Rahmenverträgen, Ausschreibungen und Marktanalysen.

Lohnt sich eine Frachtausschreibungs-Software für mittelständische Unternehmen?

Ja, oft schon ab einem Frachtvolumen von ca. 1–2 Millionen Euro pro Jahr. Die Zeitersparnis bei der Auswertung komplexer Angebote und die Fehlervermeidung amortisieren die Kosten der Software meist innerhalb weniger Monate.

Wie oft sollten Frachtraten neu verhandelt werden?

In stabilen Märkten waren jährliche Verhandlungen üblich. Aufgrund der aktuellen Volatilität gehen viele Unternehmen dazu über, halbjährliche Ratenvalidierungen durchzuführen oder Verträge mit flexiblen Preisgleitklauseln (z. B. Diesel-Floater) zu nutzen.

Mario Schmidtgen

Mario Schmidtgen

Co-Founder & CEO

Mario Schmidtgen und Tobias Maurer haben zusammen über 30 Jahre Erfahrung in der Einkaufsberatung.

Tobias Maurer

Co-Founder

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